Der deutsche Journalismus ist tot. Kryptos leben.

16. August 2022 | Kryptos & Medien | Update: 09/02/2024

Long Story Short

Es scheint ein beliebter Sport unter bundesdeutschen Journalisten zu sein, den Kryptokosmos und alle mit ihm verbundenen Aspekte runterzuschreiben. Warum das so ist, kann man nur vermuten. Fest steht, dass Kryptos in Deutschland einen schweren Stand haben und die Medien das ihrige dazu beitragen, dass das auch so bleibt. Laien werden gerne per Falschmeldung oder Meinungsstück, in dem Richtiges und Falsches geschickt gemischt werden, gezielt getäuscht. So geschehen in „Das Krypto-Versprechen ist tot“ vom 11. August 2022, einem Kommentar von Nils Wischmeyer in sueddeutsche.de
Kryptomärkte sind sehr lebendig
Foto: Pixabay / Tumisu

Eine Bank in Schwierigkeiten,
eine Börse in den roten Zahlen

Wischmeyer holt in seinem Kommentar zum Rundumschlag gegen die Kryptowährungen aus und macht seine Kritik zunächst an der Insolvenz des deutschen Finanzdienstleisters Nuri und den fallenden Kursen der Kryptobörse Coinbase fest. Man könnte natürlich ironisch fragen, ob der Autor bei jeder insolventen Bank (und Banken gingen in der Vergangenheit zur Genüge pleite) und bei jedem Unternehmen mit negativer Kursentwicklung den Tod des globalen Fiat-Geldsystems ausruft. Die Kryptomärkte haben jedenfalls nicht die Weltfinanzmärkte an den Rand des Kollapses gebracht, das schafften und schaffen die konventionellen Systeme ganz von allein, siehe die Subprime-Krise von 2009.

"Die letzte Bastion gegen die Krise der klassischen Märkte"

Nun sieht der Autor die beiden Unternehmen als „Symptome einer existenzbedrohenden Krise der Kryptowährungen“. Denn die Kryptos seien mal angetreten, „die letzte Bastion zu sein in einer Krise der klassischen Finanzmärkte“. Diese Argumentation nennt man „einen Strohmann bauen“. Die Schöpfer der Kryptos sind nie angetreten, Krisen der Fiat-Welt zu beheben. Das ist eine Unterstellung des Journalisten. Die Ziele der Väter der neuen Kryptomärkte waren unter anderem Anonymität, Sicherheit der technischen Umsetzung, Transparenz der Transaktionen für die User, einen offenen Marktzugang sowie Märkte, die sich dem Zugriff allzu unfähiger Zentralbanken entziehen. In Zeiten, in denen der Bankkunde zusehends gläserner wird, die Europäische Zentralbank oder die FED fragwürdige Zinsentscheidungen treffen und Millionen Menschen weltweit vom Zugriff auf die Finanzmärkte abgeschnitten werden, sind dies berechtigte Forderungen.

Leere Versprechen

Auf den nächsten Strohmann drischt Wischmeyer wenige Sätze später ein. „Kryptowährungen, so die große Vision, sollten ein Gegenangebot sein zu den vermeintlich bösen Finanzmärkten“, schwadroniert der SZ-Autor, „Jetzt aber sind sie selbst in einen Crash verwickelt - und ihr Versprechen ist tot (…) Wer in den vergangenen Jahren in Bitcoin und andere Kryptowährungen investiert hat, erlebte die reinste Kurs-Achterbahn. Mal ging es in schwindelerregende Höhen, nur um kurz darauf später wieder tief abzustürzen. Experten warnten Anleger deshalb zu Recht früh davor, ihr Geld in die spekulativen Digitalwährungen zu stecken. Zu volatil, zu spekulativ, zu gefährlich, sagten sie.“

Ja, richtig, Herr Wischmeyer, die Märkte sind volatil. Aber niemand hat je etwas anderes behauptet. Die Blockchain mit allen daran hängenden Funktionen und Konsequenzen ist eine junge Technologie, die Wertstabilität der Währungen fragil. Na und? Jedem Absturz ist bisher eine Erholung gefolgt, auf den Bären- folgte zuverlässig der Bullenmarkt. Und ein ernst zu nehmender Experte würde jedem Anleger den Rat geben, nur einen (bei Verlust) zu verschmerzenden Teil seiner Assets in Kryptos anzulegen.

Kryptos mal anders betrachten

Diese Tatsache verschweigt der Journalist auch bei seiner nächsten Kritik, wenn er Bitcoin und Ether einen Wertverlust von 40 beziehungsweise 30 Prozent attestiert. Natürlich lässt Wischmeyer die Entwicklung der beiden Währungen seit Juni 2022 unerwähnt: seit dem Tiefstand beider Coins im Frühsommer ist der Bitcoin um 31 Prozent, Ether ist im selben Zeitraum um über 80 Prozent gestiegen. Ein seriöser Journalist verschweigt solche Entwicklungen nicht.

Weltweite Finanzverbrecher

„Welche Daseinsberechtigung haben sie dann noch? Die Antwort darauf lautet: eine äußerst geringe.“ So schließt der SZ-Autor seine Suada gegen die Kryptowährungen. Klar, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, alle Versprechen, die die digitalen Zahlungsmittel bereits einlösen, neutral und vorurteilsfrei zu überprüfen, wäre sein Narrativ unwiederbringlich in sich zusammengestürzt. Stattdessen schreibt er von „vernichtender Energie- und Klimabilanz“, wohl wissend, dass die großen Blockchains angefangen haben, auf energiesparende Validierungsmodelle zu setzen. Wie viel CO₂ emittiert die konventionelle Finanzwelt? Das einhundert- oder tausendfache der Kryptowelt?

Wischmeyer wirft Millionen von Anlegern mit „Finanzverbrecher(n) weltweit“ in einen Topf, die „Zahlungen verschleiern und Vermögen vor den Behörden verstecken“. Wenn ich mich recht entsinne, waren es die Cum-Ex-Geschäfte aus der analogen Finanzwelt, die einen weltweiten Schaden von 150 Milliarden Euro anrichteten, und dabei sind Finanzmarktgeschäfte wie Cum Cum bisher nicht eingerechnet.

Fazit: Unseriöser Journalismus

Wischmeyers Text steht prototypisch für einen Journalismus mit einer Agenda und die heißt den Kryptos schaden, wo es nur geht. Er führt keine Belege für seine Behauptungen an, zitiert keinen seiner angeblichen Experten, referiert kein Whitepaper (vielleicht weil er diese Grundsatzpapiere nicht kennt?) und liefert stattdessen zahlreiche unbewiesene Aussagen. Unserer Meinung ist dies das Gegenteil von seriösem Journalismus. Wir können auf diesen Unsinn gerne verzichten.