Web 3.0 - Das Web der Zukunft?

Long Story Short

Das World Wide Web blickt mittlerweile auf über 30 Jahre Existenz zurück. Mehrfach totgesagt, erfand sich das Netz immer wieder neu. Das WWW kam nach seinen zahlreichen Metamorphosen jedes Mal wieder stärker zurück. Mittlerweile ist das Web als eine der wichtigsten technischen Innovationen der Menschheitsgeschichte aus dem Leben von Milliarden Usern nicht mehr wegzudenken. Doch wo geht die Reise hin, ist seine Entwicklung bereits an ein Ende gelangt?

Web 1.0: der Beginn

Drei der großen Meilensteine der Web-Evolution werden auch mit den Versionsnummern 1.0, 2.0 und 3.0 versehen. Um zu begreifen, welche Richtung die Technologie in Zukunft einschlagen könnte, ist es erstmal wichtig, die wichtigsten Merkmale früherer und heutiger Versionen zu kennen.

Unter Web 1.0 versteht man einen von 1989 bis ca. 2003 bestehenden Verbund statischer Webseiten. Der User war ein passiver Konsument, dem nur wenige Möglichkeiten der Interaktion angeboten wurden. Mit einiger Berechtigung könnte man behaupten: Das Netz monologisierte. Der Monolog entwickelte sich erst zum Dialog, als die Sozialen Medien die Bühne betraten.

Allgemein wird der Start von facemash.com, dem Vorgänger von Facebook als Beginn des Web 2.0 gesehen. Dabei besaßen bereits in den Neunzigerjahren Webseiten wie Classmates.com und sixdegrees.com eine Reihe von Merkmalen heutiger Social Media-Kanäle, Interaktivität und eigene Inhalte erstellen, um nur zwei der wichtigsten zu nennen.

Web 3.0 - Das Web der Zukunft
Foto: Canva / Olivier Le Moal, Getty Images

Web 2.0: Jeder ist ein Akteur auf der Bühne des WWW

Das Web 2.0 ermöglichte jedem Menschen (mit Internetanschluss), sich mit anderen aktiv zu vernetzen und seine eigenen Inhalte zu verbreiten. Diese Entwicklung setzte um das Jahr 2003/2004 ein und dauert bis heute an. Content Management Systeme wie WordPress, mit denen jeder Nutzer ohne Programmierkenntnisse Texte in Blogs veröffentlichen konnte, veränderten den Journalismus.

Schnelle Datenleitungen und komprimierte Videoformate ließen Plattformen wie YouTube oder Vimeo zu großen Anbietern von Bewegtbildern werden. Facebook, Instagram oder TikTok bieten Milliarden von Nutzern die Grundlage für die Selbstdarstellung und für das aktuelle Influencertum. Diese Social Media-Anbieter waren es auch, die im Verbund mit der Suchmaschine von Google dem herkömmlichen Marketing eine starke Alternative in Form von personalisierter Werbung entgegensetze.

Die Schattenseite des Web 2.0

Allerdings brachten die neuen Möglichkeiten nicht nur positive Entwicklungen mit sich. Die milliardenfache Nutzung der Social Media-Kanäle brachten die Hassrede ins Internet. Dem folgte eine Reihe mehr oder weniger sinnvoller Gesetze, mit denen versucht wurde, diese Flut einzudämmen. Die Plattformen, allen voran Facebook gerieten noch stärker in die Kritik als offenbart wurde, dass Medienanalysten wie Cambridge Analytica gezielte Wählerbeeinflussung via Social Media betrieben. Das immer genauere Tracking und Targeting von Internetnutzern führte dazu, dass das Userverhalten für die werbetreibenden Unternehmen zunehmend gläsern wurde.

Auch hier griff in diesem Fall die Europäische Union mit einem umfangreichen Gesetzeswerk ein, der Datenschutzgrundverordnung. Das Problem mit der DSGVO ist jedoch, dass viele der Artikel schwammig formuliert sind und deren Interpretation den Gerichten überlassen werden, was viele wichtige Entscheidungen in weite Ferne rückt. So ist der endgültige Umgang mit Cookies, kleinen Textdateien, die per Browser Daten an den Seitenbetreiber weiterleiten, immer noch nicht geklärt.

Der nächste Schritt: das Web 3.0

Die Übergänge vom Web 1.0 zum Web 2.0 waren fließend und ebenso verhält es sich mit der Verwandlung vom Web 2.0 in die Version 3.0. Mittlerweile ist ein Prozess im vollen Gang, der einerseits zum semantischen und andererseits zum dezentralen Web führt.

Unter Semantik verstehen wir, ganz grob gesagt, die Lehre der Bedeutung von Worten und Sätzen. Aktuell verstehen die Suchmaschinen Suchbegriffe nur lückenhaft, geschweige denn die Bedeutung ganzer Sätze.

Eine Reihe von Technologien soll das ändern, die Masse an Informationen für Maschinen erfassbar und für die User geordnet erreichbar machen. Ein einfaches Beispiel: Du gibst eine Frage in einem zusammenhängenden Satz in Dein Endgerät ein und erhältst eine sinnvolle Antwort. Dazu ist es wichtig, dass der Algorithmus Mehrfachbedeutungen von Worten aus dem Kontext heraus erkennen kann. Bereits heute bezeichnet sich die Suchmaschine von Google als „semantische Suchmaschine“, weil sie die Intention des Users ins Zentrum des Suchergebnisses rückt, also den Sinn der Anfrage zu verstehen versucht.

Zweites wesensbestimmendes Merkmal des Web 3.0 wird die dezentrale Ausrichtung des Netzes sein. Heute wird das Netz durch einige Großkonzerne wie Apple, Google, Facebook oder Amazon dominiert. Künftig soll das Peer-to-Peer-Architektonik und die Blockchain als Kerntechnologie ein Netz gleichberechtigter Rechner schaffen.

Gleichzeitig stärkt diese Entwicklung sowohl die Demokratisierung des Netzes als auch den Zugang zu Informationen sowie den Datenschutz. Die Blockchain stellt die Basis des Datenaustauschs dar und bietet die meisten Anwendungen automatisiert an. Dazu kommt die verstärkte Anonymisierung des Zahlungsverkehrs, ebenfalls durch die Blockchain und Kryptowährungen initialisiert. Diese Schritte geben den Nutzern Kontrolle und die Oberhoheit über ihre Daten.

Fazit: zu früh für ein Fazit

Für die Web-Version Web 3.0 gilt, was auch für die Vorgängerversionen gegolten hat: auch sie hat Schattenseiten, auch ihre Visionen werden möglicherweise nur unvollständig umgesetzt und mache Versprechen werden nicht gehalten. Beispiel Cybercrime: Bisher haben Kriminelle in Deutschland 2022 einen Schaden von über 200 Milliarden Euro verursacht, sei es durch Ransomware (Lösegeldtrojaner), Phishing oder andere Methoden.

Macht die Blockchain und die mit ihr verbundenen kryptografischen Verfahren das Netz wirklich sicherer? Die Tatsache, dass immer wieder zahlreiche Kryptobörsen gehackt und große Summen dabei erbeutet wurden, legitimiert zumindest eine gewisse Skepsis. Vielleicht sind Geduld und Vorsicht keine schlechten Ratgeber, schließlich handelt es sich um das Web, eine der größten technologischen Errungenschaften der Menschheitsgeschichte.