Toncoin: Der Coin des kleinen Mannes?

Long Story Short

Eines der größten Versprechen der Blockchain liegt in der Demokratisierung der Geldwirtschaft. Das heute System der Fiatwährungen, die aus dem Nichts geschöpft werden und dem Dollar als Leitwährung hat sich als ungerecht und instabil bewiesen. Vor allem viele Länder aus dem Globalen Süden, deren Währungen gerade in diesen Zeiten von der Inflation gebeutelt sind, sehen in Kryptowährungen die Heilsbringer. Eine Währung, die ein solches Potenzial hätte, ist der Toncoin des Ökosystems TON (The Open Network).

Eine kurze Geschichte von TON

Die Geschichte der Blockchain genauer gesagt deren nativen Token Toncoin beginnt in St. Petersburg, Russland. Dahinter stecken die beiden Köpfe des Messengerdienstes Telegram, Nikolai und Pawel Durow. Telegram hat im Jahr August 2023 ca. 800 Millionen User weltweit und liegt damit in der Top Ten der meistgenutzten Dienste. Es war für die beiden Tech-Pioniere eine logische Entwicklung, neben dem Ausbau von Telegram zu einem Social Network, eine eigene Kryptowährung anzubieten.

Toncoin Logo

Aktuell

Anfang 2018 war es so weit, GRAM sah das Licht der Welt. Telegram hatte 1,7 Milliarden USD von Investoren eingesammelt, um die Entwicklung des Coins abzusichern. Die beiden Russen hatten allerdings ihre Rechnung ohne die sattsam bekannte United States Securities and Exchange Commission (SEC) gemacht.

Schon 2019, als die US-Finanzaufsicht gegen TON rechtlich vorging, nutzte die Behörde das Argument, bei der Währung handele es sich um ein nicht lizenziertes Wertpapier. Anders als im ähnlich gelagerten Fall des Finanzdienstleisters Ripple, der vor Gericht gewann, streckte TON die Waffen und verglich sich mit der SEC. TON zahlte 1,2 Milliarden USD an die Investoren zurück, eine Strafe von knapp 19 Millionen USD und stellte das Projekt im Mai 2020 ein.

Vorläufig, wie sich herausstellen sollte, denn das Telegram Open Network gab die Ressourcen an die Entwicklergemeinschaft zurück, die TON als The Open Network weiterführten. So konnten Ökosystem und Coin im August 2021 ihre Wiederauferstehung feiern. Erwähnenswert ist in diesem Kontext, dass das neue TON das Projekt im Sinne ihrer Erfinder, der Durow-Brüder, weiterführten.

Übrigens: Telegram als Social Media-Anbieter etwas geschafft, an dem der milliardenschwere Meta-Konzern die Zähne ausgebissen hat, nämlich die Schaffung einer eigenen Kryptowährung.

Die Blockchain: Rekordwerte in allen Disziplinen

Wer wirklich eine Währung für jedermann erschaffen will, kann sich TON zum Vorbild nehmen. Bereits das erste Whitepaper (die neuen Verantwortlichen haben im August 2021 eine zweite Projektbeschreibung veröffentlicht) sah vornehmlich drei Eigenschaften, die einen Coin für die Massen benötigt:

Hohe Transaktionsgeschwindigkeiten

Während andere Ökosysteme auf Transaktionsmengen im niedrigen dreistelligen Bereich kommen, so ist, spielt TON in einer ganz anderen Liga. Die Multi-Blockchain-Struktur lässt Transaktionen im sechsstelligen Bereich zu. Nach eigenen Angaben sind derzeit 710.000 TA in der Sekunde möglich, die Millionengrenze zu erreichen scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.

Geringe Kosten

Ethereum ist, zumindest was das Angebot an dApps und Smart Contracts angeht, ein ähnlich vielfältiges Ökosystem wie TON. Allerdings kommen, je nach Auslastung der Blockchain, Gaspreise um die 100 USD pro Transaktion zustande. Wer eine nachhaltige Demokratisierung des Kryptomarktes anstrebt, muss möglichst geringe Preise anbieten. Der Toncoin kostet für Käufer nichts, wer ihn verkaufen möchte, wird mit vergleichsweise geringen 0,8 Prozent des Transferwerts zur Kasse gebeten.

Hohe Skalierbarkeit

Die Basis dieser Eigenschaften ist die besondere Architektur der TON-Blockchain, die wir weiter unten ausführlicher erläutern. Ein wichtiges Element ist die Shardingtechnologie, die eine optimierte Steuerung sowie Auslastung der Blockchain ermöglicht und selbst unter Volllast keine Einbußen an Geschwindigkeit zulässt.

Neben diesen drei Hauptmerkmalen ist das ungewöhnlich breite Angebot an Funktionen, das die Verantwortlichen den Usern machen, erwähnenswert. Die Möglichkeit, Smart Contracts und dApps zu nutzen, sind bei vielen Blockchains Standard. Cloud-Dienste, Webhosting und Proxy-Services kommen dazu.

Der Toncoin: zwei Jahre am Markt mit Höhen und Tiefen

Die Token-Ökonomie des Netzwerks wird vom Toncoin aufrechterhalten. Da es sich bei TON um ein Proof-of-Stake-Ökosystem handelt, bei dem Validatoren, die selbst Anteile staken, die neuen Blöcke erzeugen, kommt dem Coin eine besondere Bedeutung zu; er erfüllt eine Reihe wichtiger Funktionen. So werden die Validatoren mit dem Token für ihre Arbeit bezahlt, die die Beträge auch staken können und so von Renditen profitieren. Außerdem berechtigt der Besitz von Toncoin, an Abstimmungen teilzunehmen, bei denen Änderungen am Protokoll auf der Tagesordnung stehen. Überdies werden die verschiedenen Dienste, die TON anbietet (TON Storage zur Datensicherung, TON DNS für Blockchain-basierte Domains, TON Proxy zur Anonymisierung).

Der Toncoin hat heute (Ende Oktober 2023) eine Marktkapitalisierung von über sieben Milliarden USD. 3,5 Milliarden sind bei einer Höchstmenge von fünf Milliarden Coins derzeit im Umlauf, was knapp unter 70 % entspricht. Die Wertentwicklung von Toncoin ist seit ihrer Einführung im August 2021 volatil gewesen, was bei den bewegten Zeiten auf dem Kryptomarkt nicht weiter verwundert. Der Kurs startete bei einem Preis von 0,50 USD und erreichte im November 2021 ein Allzeithoch von 5,29 USD. Seitdem ist der Kurs jedoch wieder gesunken und liegt heute bei 2,18 USD. Der beginnende Bullenmarkt im Oktober 2023 hat dem Coin große Wertzuwächse beschert; die Zeit wird zeigen, ob die positive Entwicklung nachhaltig oder ein Strohfeuer ist.

Fazit: ein spannendes Projekt, aber zu jung für eine Prognose

Die Ursprungsidee für das Ökosystem stammt aus dem Telegram-Kosmos. Die Durow-Brüder wollten den nativen Token für Dienste in ihrem sozialen Netzwerk einsetzen, ähnlich wie Meta das versucht hat. Im Gegensatz aber zum Facebook-Mutterkonzern reüssierte die Idee, ein paar Anfangsschwierigkeiten ausgenommen. Auch wenn die Blockchain seit 2021 von einem unabhängigen Team betrieben wird, bleibt die Währung eng an Telegram angelehnt. Vor allem die kräftigen Kursgewinne – beispielsweise stieg der Kurs im August 2023 um 23 Prozent von 1,40 USD in wenigen Tagen auf über 1,74 Dollar gestiegen – im letzten Quartal lassen auf eine positive Entwicklung hoffen.