Trade Republic - Keine reine Kryptobörse

Long Story Short

Trade Republic nennt sich einer der sogenannten Neobroker, also Unternehmen, die im Finanzgeschäft auf neue Technologien setzen, schnelle Transaktionen und in der Regel niedrige Gebühren. Zwar handelt nicht nur mit Kryptos, sondern auch mit Derivaten, bietet Sparpläne, Aktien und ETFs an. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf das Unternehmen, denn als deutscher Handelsplatz ist Trade Republik neben Bison eine Ausnahme, stammen doch die meisten vergleichbaren Börsen aus Nordamerika oder Südostasien.

Trade Republic Logo

Eine kurze Geschichte der Trade Republic

Im Jahr 2015 wurde die Börse von drei Partnern, Christian Hecker, Thomas Pischke und Marco Cancellieri in München unter dem Namen Neon Trading gegründet. Ein Verkauf der Anteile 2017 an den Investor Sino AG brachte unter anderem eine neue Geschäftsleitung mit sich. Die Lizenz als Wertpapierhandelsbank folgte Dezember 2018, ab 2019 stand das gesamte Angebot allen Nutzern zur Verfügung. Weitere Finanzierungsrunden spülten akkumuliert bis 2022 weitere 1,2 Milliarden EUR in die Kassen.

Durch die erfolgreiche Kapitalakquise steigerte sich der Wert des Unternehmens auf zwischenzeitlich fünf Milliarden EUR. Die Führung wechselte erneut, aktuell sind Gernot Mittendorfer und Andreas Torner als Geschäftsführer in der Verantwortung. Trade Republic beschäftigt an seinen zwei Geschäftssitzen in Düsseldorf und Berlin 700 Mitarbeiter und hat nach eigenen Angaben eine Million Kunden; die Börse verwaltet sechs Milliarden EUR an Vermögen. Seit 2020 können auch in Österreich und Frankreich Kunden die Dienstleistungen des Wertpapierhändlers in Anspruch nehmen.

Die Kosten für Krypto-Transaktionen: einfach zu ermitteln

Wenn Du bei Trade Republic Kryptowährungen kaufst, fallen zwei Arten von Kosten an. Die Transaktionskosten pro Order mit einem Euro und der Spread, also die Preisspanne bzw. die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs. Diese Spanne beträgt zwischen einem und zwei Prozent. Die Höhe des Spreads lässt sich nicht pauschal angeben, was daran liegt, dass der Preis des Coins schwankt und sich jede Sekunde ändern kann. Als Zahlungsarten bietet die Börse Kreditkarte, Google Pay oder Banküberweisung an.

Eine Besonderheit:
Du kannst keine Kryptos versenden oder empfangen, also auch nicht mit den digitalen Münzen zahlen. Trade Republic verwaltet die Kryptos selbst und verwahrt sie in einer Cold Wallet auf, Du hast also eine eingeschränkte Verfügung über die digitalen Werte.

Eine weitere Besonderheit:
Trade Republic hat nicht nur überschaubare und transparente Transaktionskosten, sondern bietet auch seit einigen Monaten zwei Prozent Zinsen auf nicht investiertes Guthaben, analog zu einem Tagesgeldkonto. Diese Zinsen werden monatlich auf einem Verrechnungskonto gutgeschrieben. Die Höchstgrenze liegt bei 50.000 EUR.

Menge der gehandelten Währungen: Im Vergleich zur außereuropäischen Konkurrenz sehr überschaubar

Stand Mai 2023 bietet Trade Republic 53 unterschiedliche Kryptowährungen an. Die Zahl ist im Vergleich zur internationalen Konkurrenz überschaubar; reine Kryptobörsen bieten schon mal über 500 Währungen an. Der Wert einer hohen Anzahl unterschiedlicher Kryptos liegt in der Vielzahl an Möglichkeiten, ein Portfolio auszugestalten. Wer nur wenige, meist seit Langem etablierte Währungen anbietet, verwehrt seinen Kunden zudem, spannende neue Projekte wie Love Hate Inu (der Token einer Web3-Meinungsforschungsplattform) oder PEPE, ein zwischenzeitlich gut bewerteter Memecoin, kennenzulernen. Trade Republic sollte zumindest eine Reihe von ERC-20-Token im Angebot haben, die auf der Ethereum-Blockchain fußen. Technisch dürfte die Integration der Coins in die Börse kein Problem sein.

Webseite und App: Einfach investieren

Der Claim des Unternehmens lautet „einfach investieren“. Wer auch immer die Webseite und die App konzipiert hat, hat sich dieses Motto sehr zu Herzen genommen. Die Seiten sind maximal einfach und benutzerfreundlich, Beispiel Kryptohandel: Auf der Startseite auf die entsprechende Kachel klicken, Depot eröffnen, Verifizierungscode per SMS annehmen, vierstellige PIN festlegen, einige persönliche Identifizierungsmerkmale, Double-Opt-in, fertig. Nun ist Dein Konto eröffnet und Du kannst handeln.

Gleiches gilt für Sparpläne, natürlich auch für die Krypto-Sparpläne. Der einzige Menüpunkt, der nichts mit den Produkten zu tun hat, ist der Support. Es ist simpel, es ist transparent, so geht Menüführung. Das Ganze funktioniert nach dem „Tap Tap Trade“-Prinzip; maximal drei Schritte führen zu einer Transaktion. Ein guter Indikator für die gute User-Experience ist die Kundenbewertung beispielsweise im App-Store von Apple: Die App bekommt bei über 138.000 Bewertungen auf eine Bewertung von 4,3 bei maximal fünf Sternen.

Krypto-Sparpläne bei Trade Republic: so funktioniert es

Der Handel mit ETF, Aktien und Derivaten soll an dieser Stelle nicht interessieren. Spannend sind die Sparpläne mit Kryptos. Auch hier regiert die Einfachheit. Mit mindestens zehn EUR bist Du dabei, andere Börsen setzen deutlich höhere Mindestsparsummen fest. Schließlich musst Du festlegen, ob der Sparpläne zweiwöchentlich, monatlich oder quartalsweise ausgeführt und ob der Sparplan zum 1. oder zum 16. des Monats ausgelöst werden soll. Du erstellst den Sparplan durch den Klick auf den gleichnamigen Button und wählst die entsprechenden Parameter, also Beitrag, Intervall und Zeitpunkt.

Sicherheit: Deutsche Lizenz und eine Reihe von Sicherheitsfeatures

Sicherheit bei Kryptobörsen kann man von zwei Perspektiven aus betrachten. Erstens wären da die technischen Features, die eine Börse verwendet, um die Assets ihrer Anleger vor Hacks und anderen Online-Bedrohungen zu sichern. Zweitens sind die juristischen Vorkehrungen wichtig. Der Handelsplatz unterliegt deutschem Recht und damit der Finanzaufsicht der BaFin sowie der Bundesbank. Durch deren Regulierung genießen die Anleger den Schutz ihrer Einlagen bis zu 100.000 EUR.

Würde das Unternehmen insolvent gehen, sind die Werte also gewissermaßen versichert. Außerdem garantiert die Lizenzierung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, dass das Unternehmen bestimmte Standards in Bezug auf Kapitalanforderungen, Risikomanagement und Kundenabsicherung einhalten muss. Die technischen Anforderungen erfüllen die üblichen Standards: Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA), SSL-Verschlüsselung der Webseite, Aufbewahrung der Kryptos in einer Cold Wallet.

Support: Unterstützung ungenügend

Trade Republic verfügt über eine umfassende Sammlung an FAQs, die sprachlich gut und einfach verständlich aufbereitet sind. Der Kontakt zum Unternehmen funktioniert über ein Kontaktformular. Der Support scheint ausweislich der Kundenbewertungen auf diversen Portalen der große Schwachpunkt der Börse zu sein. Ein User bringt es auf den Punkt: „Trade Republic funktioniert, solange man den Customer Service nicht benötigt. Dieser ist eine Vollkatastrophe! Telefontermine werden nicht eingehalten, automatische Antworten lösen nicht das Problem. Eine Endlosschleife ohne Lösung!“

Ein anderer unzufriedener Kunde: „Der Support ist eine Katastrophe. Ein Portal, das so großspurig daher kommt, schafft es nicht einen zügigen Support aufzubauen. Das ist natürlich peinlich und für Anleger eine Zumutung. Ich würde definitiv nicht mehr zu Trade Republic gehen.“ Nun haben wir uns an anderer Stelle skeptisch gezeigt, ob die User immer so objektiv über einen Anbieter urteilen, wie es angebracht wäre. Wenn allerdings fast alle Kunden, die an dem Service etwas zu bemängeln haben, sich auf den Support einschießen, scheint da tatsächlich etwas im Argen zu liegen.

Auffällig ist auch die Kritik an den automatisch generierten Standardantworten, die keine Lösung bringen. Dazu kommt, dass auf der Support-Seite keine Telefonnummer eines Kundendienstes angegeben ist. Im Impressum, wo der Kontakt definitiv nicht hingehört, findet sich schließlich die E-Mail-Adresse beschwerde@traderepublic.com

Fazit: Viel Licht, viel Schatten

Pro

  • Dass Trade Republic ein deutsches Unternehmen ist, das entsprechend reguliert sowie lizenziert ist und kontrolliert wird, ist ein deutlicher Pluspunkt.
  • Auch die einfache Nutzung, die transparente Webseite bzw. App müssen wir positiv vermerken.
  • Ein weiterer Vorteil der Börse sind die einfachen Abläufe beim Handel, auch der Sparplan ist einfach und unkompliziert gestaltet.
  • Ein Euro pro Trade ist ebenfalls ok.

Con

  • Die geringe Menge an unterschiedlichen Währungen ist der Tatsache geschuldet, dass Trade Republic in erster Linie mit Aktien und ETF handelt. Das erklärt auch, dass es außer dem Sparplan keine weitere Anlagemöglichkeit für Kryptos gibt.
  • Was aber ein wirklich negativer Aspekt ist, ist der schlechte Support. Es ist absolut unverständlich, warum ein Unternehmen, dass nach eigenen Angaben eine Million Kunde und im deutschen Sprachraum seinen größten Kundenstamm hat, ebendiesen Kunden keinen deutschsprachigen Telefonsupport anbietet. Die Konkurrenz schläft nicht.