KuCoin: reine Kryptoplattform mit 1001 Möglichkeiten

Long Story Short

„Wir hebeln trendige Technologien aus, um praktische Dienste für alle zu schaffen und mehr Menschen den Zugang zu den Vorzügen der Blockchain zu ermöglichen.“ Dieses seltsam formulierte, aber vollmundige Versprechen findet sich auf der Webseite von KuCoin, einer ursprünglich chinesischen Kryptobörse, die heute von den Seychellen aus agiert. Also wieder ein Player im Kryptokosmos, der vorgibt, die Menschheit beglücken zu wollen? Was ist mit den wirklich wichtigen Aspekten eines Kryptohandelsplatzes wie Höhe der Gebühren oder die Sicherheit der Anlagen? Finde es heraus.

Kurzportrait: Pole Position unter Börsen mit den meisten gelisteten Währungen

Der Online-Handelsplatz gehört zu den jüngeren, aber umso erfolgreicheren Börsen. 2017 von Michael Gan und weiteren Entwicklern - darunter der heutige CEO Johnny Lyu - in Hong Kong gegründet, sitzt das Unternehmen heute auf den Seychellen. Tatsächlich kann die Exchange mit beeindruckenden Zahlen aufwarten: Sie wird von über 20.000.000 Kunden in 190 Ländern genutzt, verfügt über ein tägliches Handelsvolumen von über 4,3 Milliarden USD (Stand November 2022) und listet mehr als 700 unterschiedliche Währungen auf.

Gerade die letzte Zahl dürfte KuCoin in eine Topposition unter den Kryptohandelsplätzen befördern. Zu dieser beeindruckenden Menge unten mehr. Besonders wichtig: Bei der Börse handelt es sich um eine reine Kryptobörse. Wer Fiat-Währungen oder andere Assets handeln möchte, sollte sich nach einer anderen Börse umschauen.

Aktuell

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Kosten niedrig, Kostenstruktur auf den ersten Blick komplex

Ein starkes Argument für eine Börse sind niedrige Kosten bei gleichzeitiger Transparenz der anfallenden Fees. KuCoin setzt auf ein nachahmenswertes Prinzip: Je mehr der Kunde handelt, desto geringer fallen die Gebühren aus. Aber auch die Startgebühren sind mit 0,10 Prozent im Vergleich zu anderen Börsen sehr niedrig. Kunden, die den Coin (KSC) der Plattform nutzen, werden mit zusätzlichen 20 Prozent Rabatt belohnt. Dazu erhebt die Börse ebenfalls geringe Gebühren für Kryptos bei der Auszahlung, die sich von Währung zu Währung unterscheiden. Einzahlungen sind komplett kostenlos.

Was die Transparenz angeht, so solltest Du Dich nicht von der etwas kompliziert erscheinenden Gebührentabelle abschrecken lassen. Die Tabelle umfasst zwölf unterschiedliche Stufen, die danach geordnet sind, wieviele KSC der Anleger hält oder wie groß sein Handelsvolumen an BTC (Bitcoin) des vergangenen Monats ist. Auch das Handelsvolumen an BTC-Futures wird berücksichtigt. Nach einem ersten Einlesen ist die Struktur jedoch einfach zu verstehen.
Bei den Zahlarten ist Vielfalt angesagt: Neben Paypal, Apple Pay, SEPA und Kreditkarte stehen weitere Zahlungsanbieter zur Verfügung.

Eine weitere Besonderheit liegt in der Ausrichtung von KuCoin als Börse ausschließlich auf digitale Assets. Zwar kannst Du eigentlich auch Fiatgeld auf Dein neues Konto einzahlen, aber diese Funktion ist ausweislich der Webseite schon seit Längerem „under maintenance“. Somit benötigst Du Kryptos, die Du nach Konteneröffnung in die Wallet transferierst. Diesen Schritt führst Du mit Hilfe einer Kreditkarte aus; hier fallen Gebühren an.

Einzahlungs- und Auszahlungsmethoden

  • Kryptowährungen: keine Gebühren
  • Kreditkarte oder Debitkarte: 3,5 Prozent des Einzahlungswertes, mindestens 10 USD
  • SEPA-Überweisung: keine Gebühren
  • PayPal-Einzahlungen: keine Gebühren
  • Kreditkarte oder Debitkarte: 3,5 Prozent des Einzahlungswertes, mindestens 10 USD
  • SEPA-Überweisung: keine Gebühren

Menge: Kucoin an Topposition

An dieser Stelle gilt grundsätzlich: je mehr, desto besser. Hat eine Börse eine große Auswahl an unterschiedlichen Währungen zu bieten, sind die Chancen entsprechend groß, ein Portfolio fein zu justieren. Aber nicht nur die Streuung etwa zwischen sehr risikobehafteten und vergleichsweise sicheren Kryptos ist ein Argument für Börsen mit breitem Angebot, sondern auch die Kosten sinken, da unnötige Transaktionen überflüssig werden. Insofern ist KuCoin eine gute Adresse, denn mit über 700 angebotenen Kryptowährungen sollte die Exchange eine Spitzenstellung innerhalb der großen Börsen einnehmen.

Webseite: die schwache Seite der Börse

Eine Webseite muss folgende Merkmale aufweisen, um eine gute Performance zu liefern: leicht verständliche Struktur, gut geordnete Inhalte, die wichtigsten Informationen sollten entsprechend gekennzeichnet werden. Dazu kommen leicht verständlich geschriebene Texte, eine ansprechende Gestaltung, kurze Aufbauzeiten und eine gute User Experience (UX).
Warum wir das erzählen? Nun, die Webseite von KuCoin erfüllt von den geforderten Aspekten nur wenige, und die auch nur ungenügend. Würden wir von einem Service für professionelle Trader sprechen, fiele diese Kritik nicht besonders ins Gewicht. Aber wir wenden uns an Anfänger oder an Menschen mit geringen Vorkenntnissen, die auf eine didaktisch gut aufbereitete Seite angewiesen sind. So ist beispielsweise das Hauptmenü sowie die Startseite nach nicht nachvollziehbaren Kriterien geordnet, die Themen stehen recht willkürlich nebeneinander. Die Seite bietet 21 Sprachen, die Übersetzungen ins Deutsche lesen sich laienhaft. Dazu kommt, dass eine ganze Reihe von Unterseiten nicht übersetzt sind.
Bereits in der Überschrift auf der Einstiegsseite befindet sich ein Schreibfehler. Das macht einen schlechten Eindruck, zumal sich solche Fehler schnell abstellen ließen. Die Schrift mit ihren vielen unterschiedlichen Schnitten (fett, kursiv) ist nicht gut zu lesen. Das fällt besonders im Help Center auf, wenn man sich auf den Inhalt konzentrieren möchte, einen aber das Sammelsurium von Text und unscharfen Screenshots daran hindert. Da wirkt die KuCoin App, auch wenn sie an das Angebot des Wettbewerbs nicht heranreicht, deutlich aufgeräumter und empfehlenswerter. Eine kleine Ehrenrettung zum Schluss: Den Gründern der Börse war es wichtig, so viele Menschen wie möglich zu erreichen, weshalb sie die KuCoin-Inhalte und -Funktionen für nahezu jedes Betriebssystem und Endgerät verfügbar gemacht haben, entweder über den Browser oder eine entsprechende App.

Funktionen: auch hier eine große Vielfalt

Bei den Funktionen wiederum nimmt die Börse eine Spitzenstellung ein. Neben dem An- und Verkauf der vielen Währungen sind das Lending, Borrowing und Staking. Dazu bietet KuCoin mit dem Copy-Trading eine spannende Funktion an, die Portfolios erfolgreicher Trader zu kopieren. Ebenfalls interessant ist der automatisierte Handel mit Bots. Emotionen, die Menschen zu unüberlegten Reaktionen veranlassen könnten, werden auf diese Weise ausgeschlossen. Beide Funktionen sollten jedoch von erfahrenen Anlegern genutzt werden. Als Anfänger solltest Du erstmal einiges an Wissen zum Thema Kryptos erwerben, um diese Features zu nutzen.

Großen Raum nimmt das Handeln mit Futures ein; hier bietet die Börse verschiedene Varianten an. Eine große Stärke ist auch die teilweise Fokussierung der Exchange auf NFTs. Kaufen, verkaufen und tauschen von NFTs findet sich in einem eigenen Menüpunkt (Windvane). Wonderland nennt sich die Plattform, die von KuCoin für Spiele entwickelt wurde, innerhalb derer NFTs als In-Game-Käufe erworben werden können. Bei den fraktionierten NFTs kannst Du Anteile an einem hoch bewerteten NFT (Blue Chip) erwerben. Die Börse bietet darüber hinaus eine eigene Hot Wallet sowie eine Plattform für professionelle Trader an. Dazu kommt der eigene Coin (KCS).

Service: Breit gefächert, aber schlecht umgesetzt

Eine Börse ist nur so gut wie der Support es zulässt. Mit anderen Worten: Börsen mit schnellem, kompetenten Service, der auf mehreren Kanälen erreichbar ist, ist immer den Krypto-Exchanges vorzuziehen, die ihre Kunden warten lassen oder schlecht beraten. Bei KuCoin findet sich im unteren Übersichtsmenü (Seitenfuß) unter „Kundendienst“ das Hilfsangebot. Um einzelne Kontoeinstellungen zu ändern, findest Du im Help Center gleich auf dessen Startseite eine Reihe von Funktionen wie Tradingpasswort zurücksetzen, Login-Passwort ändern oder Konto sperren. Hier hast Du ebenfalls den Zugang zu mehreren FAQ, in der Regel zur Bedienung der einzelnen Funktionen. Bei einigen Untermenüs sind keine Inhalte eingestellt, was auf eine verbesserungswürdige Pflege der Seite verweist.

Ein eigener Leitfaden für Neueinsteiger hingegen ist hilfreich. Hier befinden sich auch der Technische Kundendienst. Ärgerlich, wie bei vielen anderen Unterseiten dieser großen Plattform: Wer von der Hauptseite oder aus dem Help Center heraus eine Unterseite anklickt, landet auf einer englischsprachigen Seite. Das ist umso kritischer, weil Hilfe suchende Kunden Anweisungen oder Erläuterungen in ihrer Sprache erwarten.

Wer sich ein wenig Kleingeld verschaffen will, findet auf der KuCoin-Seite unter „Bug Bounty“ ein Programm zur Fehlersuche. Die Börse belohnt aufmerksame Kunden, die ein
gravierendes Sicherheitsproblem aufdecken mit
Summen von bis zu 5.000 Dollar.

Sicherheit: Die Kunden stehen auf der sicheren Seite

Die Sicherheitsfeatures sind vergleichbar mit denen des Wettbewerbs: Separat zu verwendende Passwörter, eine Zwei-Faktor-Authentifizierung, die angewendet werden kann, aber nicht muss und die übliche Verschlüsselung durch Sicherheitszertifikate der Webseite werden angeboten. Die getroffenen Vorkehrungen scheinen, hier sind wir vorsichtig, wirksam zu sein. Zwar gab es einen erfolgreichen Hack der Seite, bei dem 2020 ungefähr 280 Millionen USD erbeutet wurden, jedoch hat die Börse den Schaden ihrer Kunden zum einen ersetzt, zum anderen sind danach keine weiteren Angriffe mehr publik geworden.

Ein anderes als die technischen Sicherheitsmerkmale sind die Lizensierungen von KuCoin. Lizenzen durch die Staaten, von denen die Exchange ihre Geschäfte betreibt, beinhalten unter anderem auch Vorgaben zur Einlagensicherheit. Da Lizenzierungen etwa durch us-amerikanische oder EU-Finanzaufsichtsbehörden fehlen, besteht ein gewisses Restrisiko, das aber, siehe oben, als überschaubar einzuschätzen ist.

Bewertung: gespalten wie eh und je

Bewertungen aus dem Netz stehen wir gewohnheitsmäßig skeptisch gegenüber, möchten Dir aber diese Meinung anderer nicht vorenthalten. So sind beispielsweise viele professionelle Kritiker der Meinung, die Börse wäre besonders anfängerfreundlich. Der Meinung kann man sich angesichts der schlechten Struktur der Website nur sehr bedingt anschließen.

Eine ganz andere Meinung vertreten die User der Seite, die der Exchange auf diversen Portalen ein sehr schlechtes Zeugnis ausstellen. Nun sind wir sehr vorsichtig, was die Kundenmeinung angeht und einige der Bewertungen scheinen auch Fake-Kommentare zu sein. Aber eine große Anzahl der Kommentare lesen sich durchaus glaubwürdig. Sie beziehen sich auf eingefrorene Konten, ein Support, der Wochen braucht, um zu antworten, nicht ausgezahlte Guthaben und viele andere Ärgernisse mehr.

Kurz: Wenn die wichtigste Währung einer Börse das Vertrauen ihrer Anleger ist, scheint KuCoin vor mächtigen Problemen zu stehen.

Fazit: Gemischt bis negativ

Einige Aspekte sprechen für KuCoin: Eine transparente Kostenstruktur, ein riesiges Angebot unterschiedlicher Währungen, niedrige Gebühren. Allerdings wenden wir uns an Anfänger und Menschen mit geringen Vorkenntnissen und die dürften mit einem derart schlecht aufgebauten Angebot ihre liebe Mühe haben. Fortgeschrittene und Profis hingegen werden durch die Probleme der Börse eher nicht abgeschreckt.

Warum aber KuCoin auch für Dich durchaus interessant sein kann: die Möglichkeit, durch die vielen unterschiedlichen Kryptos zu diversifizieren. Dabei unterstützen wir Dich, wenn Du Dich im Mitgliederbereich anmeldest. Dort findest Du eine Menge Informationen zu diesem Thema.

Pro

  • Große Anzahl an unterschiedlichen Währungen
  • Überschaubare Kostenstruktur
  • Geringe Gebühren
  • Großes Angebot unterschiedlicher Handelsarten

Con

  • Sehr schlecht strukturierte Webseite
  • Hilfsangebote im Help Center wenig hilfreich
  • Keine Lizenzierungen in den USA und EU