Dezentrale Börsen (DEX):
Die zentrale Forderung erfüllt
Long Story Short
Eines der großen Versprechen der Kryptowelt ist die Dezentralität. Damit verknüpft sind zwei weitere Aspekte, Anonymität und das Ausschalten einer dritten vermittelnden Instanz, also einer Bank oder Börse. Diese Philosophie verwirklichen dezentrale Börsen (Decentralised Exchanges, DEX). Durch die Nutzung der Blockchain, von Smart Contracts und dApps setzen sie den Anspruch um. Aber sind die Börsen sicher? Und sind sie für Anfänger geeignet?
Welche wichtigen Merkmale besitzt eine DEX?
2016 erschien die erste dezentrale Börse EtherDelta, die auf der Blockchain von Ethereum basierte, jedoch war deren Funktionen noch zu langsam und deutlich zu kompliziert zu bedienen. Erst ab 2018 waren die technischen Probleme überwunden und die erste ernst zu nehmende Generation von DEX erschien auf der Bildfläche.
Diese Börsen besaßen bereits die wichtigsten Eigenschaften der Decentralised Exchanges, weil sie den Handel Peer-to-Peer (unter gleichberechtigten Partnern) ausführten, ohne dass die Transaktion über den Vermittler (die Börse) laufen muss, was einen großen Kontrollzuwachs für die Händler bedeutet. Dies sind ihre wichtigsten Merkmale:
Dezentralität
Den wichtigsten Aspekt trägt die Börse bereits im Namen: bei einer dezentralen Anwendung sind erstens die Vermögenswerte verteilt und zweitens gibt es keine zentrale Instanz, über die beispielsweise Käufe/Verkäufe laufen müssen.
Dabei musst Du verschiedene Grade von Dezentralität unterscheiden: Dezentrale Börsen, die Aufträge direkt auf der Blockchain ausführen und solche, die sich verschiedener Softwares bedienen, um die Käufer/Verkäufer zusammenzubringen und dann den Handel anschließend auf der Blockkette auszuführen.
Welches Modell in Zukunft auch immer den Markt dominieren wird, der dezentrale Aufbau gibt den Besitzern die volle Kontrolle über ihre Coins.
Anonymität
Bei einer DEX musst Du kein Konto einrichten, keine persönlichen Daten preisgeben, die deshalb auch von keiner Instanz kontrolliert werden kann, weil eine solche Instanz nicht existiert. Alles, was Du tun musst, ist Deine Wallet mit der Software, die der DEX-Anbieter vorhält, zu verbinden. Einige Börsen bieten übrigens eigene Wallets an.
Auch die Transaktionen sind anonymisiert, weil Du einfach nur angibst, welche Kryptowährungen Du anbietest, kaufen oder tauschen möchtest. Dabei funktioniert die Börse als Matchmaker, weil sie automatisiert den passenden Anbieter/Käufer/Tauschinteressierten für Dich sucht. Ein Klarname oder eine Email-Adresse sind dafür nicht notwendig.
Sicherheit
Konventionelle Kryptobörsen wurden in der Vergangenheit gehackt, wobei für die Anbieter und Kunden jeweils Schaden entstand, sei es ein Vermögens- oder ein Vertrauensverlust. Hier zeigt sich der Vorteil der dezentralen Speicherung, da die Daten eben nicht zentral gespeichert und auch nicht für Dritte einsehbar sind. Gleichzeitig sind die Transaktionen für die am Handel Beteiligten jederzeit transparent auf dem Protokoll der Blockchain einsehbar.
Wie funktioniert die dezentrale Börse?
Die Voraussetzungen, um an einer DEX teilzunehmen, sind überschaubar. Du benötigst ein internetfähiges Endgerät, eine Wallet und Kryptos. Nun kannst Du loslegen.
Du sucht nach bestimmten Währungen oder möchtest die Coins in Deiner Wallet handeln? Du erhältst einen automatisiert errechneten Preis und kannst die Transaktion beginnen. Die Kryptos, die Du kaufen kannst, stammen aus einem Liquiditätspool, die der Börse von anderen Usern zur Verfügung gestellt wurden.
Das kannst Du auch tun, wenn Du der DeFi einen Teil Deiner Kryptos für einen festen Zeitraum (mehrere Wochen oder Monate) zur Verfügung stellst. Nach Ende der Frist erhältst Du die Summe zurück plus einer definierten Summe, dem Äquivalent zu Zinsen. Alle Transaktionen, die Validierung wie die Speicherung, laufen über die Blockchain.
Dezentrale Börsen
- Keine Vermittlung zwischen Handelspartnern notwendig
- Algorithmus übernimmt die Abwicklung der Transaktionen
- Die Aktionen laufen über ein verteiltes Peer-to-Peer-System
- Die Kontrolle über die Coins liegt weitgehend beim User
- Obwohl in der Vergangenheit auch dezentrale Exchanges gehackt wurden, gelten sie als sicherer als konventionelle Börsen
- Persönliche Daten sind zur Teilnahme nicht notwendig, keine Konteneröffnung
Konventionelle Börsen
- Börse tritt als Vermittlerin zwischen Handelspartnern auf
- Börse ist zentrale Instanz bei der Abwicklung der Transaktionen
- Die Aktionen laufen über die Server der Börse
- Die Kontrolle über die Coins liegt weitgehend bei der Börse
- In der Vergangenheit wurden diverse Börsen gehackt
- Konteneröffnung notwendig, persönliche Daten müssen dabei abgegeben werden
Auswahl derzeit erfolgreicher DeFis
Den Begriff „Erfolg“ nutzen wir hier sehr vorsichtig, denn die Kapitalisierung der DeFis reicht noch bei weitem nicht an die etablierter Börsen heran. Das Wachstum der dezentralen Börsen ist jedoch erstaunlich: Von 2019 auf 2020 steigerten sich die gehandelten Assets aller DeFis um 70% auf 1,5 Milliarden USD pro Monat. Der Bullenmarkt 2021 brachte weitere Rekordergebnisse wie im Monat April, in dem 122 Milliarden Euro über DEX umgesetzt wurden. UniSwap, die derzeit erfolgreichste dezentrale Börse, setzt aktuell eine Milliarde Dollar um - täglich.
Die Reihenfolge der Börsen ist alphabetisch und ergibt kein Ranking. Wir werden, wie bei den anderen Kryptobörsen, bald detaillierte Beschreibungen einzelner DeFis folgen lassen.
- 1Inch
- Binance DEX
- Bisq
- Curve Finance
- Dodo
- dYdX
- Pancake Swap
- Sushi Swap
- Uni Swap
Fazit: Für wen sind Decentralised Exchanges geeignet?
Krypto-Puristen werfen konventionellen Kryptobörsen vor, einen Teil „alter“ Finanzwelt in den Kryptokosmos hineinzutragen. Ganz falsch ist der Vorwurf nicht, denn die Exchanges haben einiges gemeinsam mit den physischen Handelsplätzen. Allerdings ist die Frage, die wir an jede Börse, an jede Wallet und alle Hard-/Software stellen, auch hier die gleiche: ist eine DEX auch für Anfänger und Menschen mit geringen Vorkenntnissen geeignet?
Die großen Vorteile - hohes Sicherheitsniveau, Anonymität nach außen, Transparenz nach innen - sind natürliche gewichtige Argumente für DEX. Andererseits sollte der User schon wissen, was er tut, bevor er seine Kryptos einer dezentralen Börse anvertraut. So bieten einige DeFis beispielsweise die Möglichkeit, automatisierte Käufe/Verkäufe innerhalb bestimmter Spannen der Wertentwicklung zu tätigen. Solche Transaktionen setzen allerdings einige Erfahrung voraus, will der Händler einen nennenswerten Profit erzielen.
Umgekehrt bieten zentrale Kryptobörsen eine Reihe von Leitfäden, Lernvideos, erklärender Texte und sonstigem Support an, auf den ein Krypto-Rookie am Anfang nicht verzichten sollte. Eine gute Möglichkeit, seine Kryptos sicher anzulegen, besteht in der Nutzung von Binance und Co. Wer sich dazu an das Thema DeFi herantasten möchte, sollte mit kleineren Summen, die bei Verlust keinen allzu großen Schaden anrichten, arbeiten.