DeFi-Börse Curve: Die Kurve steigt an

Long Story Short

Decentralised Exchanges weisen eine Reihe von Vorteilen auf: Sie sind maximal transparent, verlangen im Vergleich zu zentralisierten Börsen geringe Gebühren und besitzen ein hohes technisches Sicherheitsniveau. Ob das im Fall der DeFi-Exchange Curve auch der Fall ist, erfährst Du hier.

Kurzportrait: in zwei Jahren von Null auf Hundert

Curve ist erst seit dem August 2020 am Markt. Gründer der Börse ist der russische Physiker und Softwareingenieur Michael Egorov. Ursprünglich unter der Marke StableSwap angetreten, wird die Plattform heute von Curve Finance, einer Dezentralen Autonomen Organisation (DAO) verwaltet. Der Organisation gehören derzeit (03/23) 15.773 Mitglieder (Anteilseigner) an. Die Exchange basiert auf der Ethereum-Blockchain und ist als Automated Market Maker konzipiert, das bedeutet, Curve bietet einen Liquiditätspool an, aus dem Trader für ihre Transaktionen Coins leihen können. Das Konzept wird erkennbar gut angenommen: Die Anlagen belaufen sich auf insgesamt 3,5 Milliarden USD, jeden Tag werden Transfers im Wert von ca. 230 Millionen USD über Curve getätigt.

Curve Logo

Aktuell

Das sind Dezentrale Autonome Organisationen (DAO)

Eine DAO ist eine Organisation, die dezentralisiert auf einer Blockchain aufsetzt. Dezentralisierung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass keine Einzelperson oder Gruppe die Geschicke der Institution bestimmen können, sondern alle Mitglieder bzw. Anteilseigner gleichermaßen. Der Programmcode, der die Partizipation garantiert, ist entsprechend quelloffen.

Als zentrales Organisationselemente fungieren Smart Contracts und dApps. Sie dienen in erster Linie zur demokratischen Entscheidungsfindung. Der Stimmanteil der Stakeholder ist nach Höhe der Einlage gestaffelt, die wiederum aus sogenannten Gouvernance Token bestehen. Der Token, im Fall von Curve Curve DAO (CRV), finanziert umgekehrt die DAO.

Kosten: ein starkes Argument für Curve

Entsprechend haben die Anteilseigner der Curve DAO auch die Gebühren festgelegt. Die Fee liegt bei 0,04 Prozent, die zu gleichen Teilen an die Anleger gehen, die die Liquiditätspools durch ihre Einlagen ermöglichen sowie an die Stakeholder von Curve DAO.

Webseite: maximaler Minimalismus

Webseiten von DeFi-Börsen haben in der Regel eines gemeinsam: die Seiten – im Fall von Curve existiert keine App – sind rudimentär, man findet nur die nötigsten Funktionen. Entsprechend einfach aufgebaut und selbsterklärend ist die Seitenstruktur. Leider verzichtet der Anbieter komplett auf andere Sprachen als das Englische. Wir haben bereits einige Male darauf hingewiesen, welchen großen Fehler die Seitenbetreiber damit machen. Menschen sollten Anlageformen, gerade die, die in der volatilen Kryptowelt angeboten werden, genau verstehen können. Das funktioniert hier nur, wenn Du ein wirklich gutes Englisch sprichst. In dem Fall kannst Du beispielsweise vor der Anlage das Whitepaper lesen, in dem das Konzept der Börse dargestellt wird.

Funktionen: Konzentration auf wenige unterschiedliche Angebote

Die Funktionsbreite ist, verglichen mit konventionellen Börsen, überschaubar. Curve fokussiert auf die Anlage von Geldern in Liquiditätspools, genauer gesagt auf den direkten Austausch von Kryptowährungen zwischen zwei Tradern. Die Anleger, die dem Pool Kryptos zur Verfügung stellen, erhalten eine Belohnung, die sich aus den Transaktionsgebühren speist. Je mehr Coins einer bestimmten Währung sich im Pool befinden, deshalb geringer fällt der Preis aus, was aus dem altbekannten Spiel aus Angebot und Nachfrage resultiert.

Ansonsten springt den Besucher der Seite sofort eine Box an, mit deren Hilfe ein Tausch (Swap) von Kryptos zwischen zwei Kunden möglich ist. Entsprechend einfach ist die Bedienung der Seitenfunktionen: Währungen auswählen, anschließend gibt das System die Transaktionsgebühr aus, Wallet verbinden, fertig. Ein Dashboard zeigt unter anderem die aktiven Pools, die täglichen Profite und die CRV, die gehalten werden an. Ansonsten sind die weiteren Funktionen nicht der Rede wert. Das News-Menü führt auf eine Unterseite, auf der der letzte Eintrag aus dem Februar 2021 stammt. So etwas benötigt niemand.

Curve DAO CRV: Der Schlüssel zum Curve-Kosmos

Der Geburtstag der nativen Währung liegt wie auch der Curve DAO im August 2020. CRV ist in erster Linie der Governance Token der DeFi-Börse, durch den seine Besitzer ihr Stimmrecht erhalten. Auch diejenigen, die dem Pool Liquidität zur Verfügung stellen, werden mit Zahlungen in CRV belohnt.

Auf die Anteilseigner entfallen die meisten der 3,03 Milliarden Coins, 62 Prozent, während 30 Prozent für Aktionäre, drei Prozent für Mitarbeiter und weitere fünf Prozent für einen Finanzpuffer von fünf Prozent reserviert sind. Curve DAO (CRV) steht (12/22) bei 0,52 USD, die Marktkapitalisierung beträgt rd. 3,5 Milliarden USD, 650 Millionen Coins sind derzeit im Umlauf. Der historische Höchststand betrug zur Ausgabe 15,37 USD.

Service: Kein Anschluss, keine Nummer

Der Service beschränkt auf eine schlecht gestaltete Seite mit FAQ, die jeweils zu anderen Seiten mit Tutorien und Leitfäden führen. Natürlich sind auch diese Seiten in englischer Sprache. Andere Möglichkeiten, sich mit Curve in Verbindung zu setzen, lassen sich auf der Internetpräsenz nicht finden.

Sicherheit: Vertrauen in die Technologie

Auch das Thema Sicherheit ist einfach zu erklären: Es gibt keine ausgefeilten Verfahren zur Erhebung biometrischer Daten beispielsweise bei der Anmeldung, keine Passwörter, keine Zwei-Faktor-Authentifizierung. Was Börsen dieser Art vergleichsweise sicher macht, ist ihre Architektur, die dezentrale Konzeption. Das ist auch notwendig, denn DeFi-Exchanges sind komplett unreguliert, Einlagensicherungsfonds, wie sie beispielsweise bei konventionellen und lizenzierten Börsen zur Sicherung der Assets der Anleger existieren, sind hier vollkommen unbekannt. Dabei sind auch Hacks von DeFi-Exchanges bekannt geworden. Anleger müssen also genau wissen, was sie tun.

Fazit: viele Pluspunkte gesammelt

Curve lässt sich am ehesten mit Uniswap vergleichen. Hier wie dort finden sich überschaubare Anstrengungen, die Seite mit konventionellen Mitteln abzusichern, wenige Funktionen, eine rudimentäre Seite, keine zusätzliche App, kein Support, kein Service. Curve DAO hat den DeFi-typischen Minimalismus auf die Spitze getrieben. Anfänger ohne Unterstützung sollten die Finger von der Börse lassen. Es gibt aber Gründe, warum die Exchange selbst für Beginner empfehlenswert sein kann, aber nur unter folgenden Vorbedingungen:

  1. Eine intensive Auseinandersetzung mit den Eigenschaften des Decentralised Finance
  2. Sorgfältiges Studium der Merkmale der jeweiligen Börse
  3. Ausgeprägtes Risikobewusstsein bei der Nutzung unregulierter Dienstleister
  4. Belastbares Gesamtkonzept für die Anlage von Kryptos, das über die alleinige Nutzung von DeFi-Börsen hinausgeht