dApp: Das dezentrale Computerprogramm

Long Story Short

Eine der wichtigsten Forderungen an die Krypto-Welt ist die Dezentralität. Decentralised Finance, Smart Contracts und die Blockchain selbst mit den Peer-to-Peer-Netzwerken im Hintergrund erfüllen diese Forderung bereits oder schon zum großen Teil. Wie aber sieht es mit den Anwendungen (dApps) aus, wie ist der Stand ihrer Entwicklung?

Die grundsätzliche Bedeutung der dApps

Stell Dir ein Programm vor, das Du tagtäglich verwendest. Das kann eine Handy-App sein oder ein Programm auf Deinem Desktop-Computer. Diese Software ist von einem Unternehmen (seltener einem einzelnen Programmierer) konzipiert und gecodet worden; sie wird weiterentwickelt, ihr Preis wird im Laufe der Zeit angepasst, kurz: das fragliche Software-Unternehmen hat von der ersten Programmzeile bis zum App-Shop die gesamte Entwicklung der Applikation in der Hand.

Eine Kritik an diesem Modell bezieht sich beispielsweise auf den Datenschutz. Wer die App kontrolliert, bestimmt auch, was mit den persönlichen Daten ihrer Nutzer geschieht, falls ihn Gesetze nicht daran hindern. Anders die dApps: Das „dezentrale“ in der Bezeichnung weist darauf hin, dass bestimmte Aspekte nicht von einer einzelnen Institution, sondern von allen beteiligten Parteien bestimmt werden.

Dezentrales Computerprogramm
Foto: Canva / StationaryTraveller v. Getty Images

Was macht eine dApp aus?

Es gibt eine Reihe von Kriterien, die eine dApp zwingend aufweisen muss. Dazu gehören diese vier als wichtigste Merkmale:
Der Quellcode der Anwendung ist Open Source. Das bedeutet, dass die Programmzeilen für jeden User offenliegen und von anderen Programmierern angepasst werden können. Diese Änderung geschieht im Konsens mit allen Entwicklern der Software. Das ist auch deshalb notwendig, weil keine Instanz vorhanden wäre, die über die Weiterentwicklung der App bestimmen könnte. Übrigens gibt es keine Einschränkung in der Wahl der Programmiersprache, obwohl Sprachen wie Vyper in der Kryptowelt dominieren.

Die Dezentralität wird durch die Blockchain definiert. Dadurch, dass die Blockkette auf vielen Rechnern verteilt gespeichert ist und so den Eingriff einer zentralen Instanz verhindert, ist auch die dApp, die auf der Blockchain gespeichert ist, dezentral. Diese Eigenschaft hat den Vorteil, dass die dApps im Vergleich zu zentralisierten Anwendungen - Stand heute - nicht gehackt werden können. Ein Hacker müsste auf jeden Computer des Peer-to-Peer-Netzwerks zugreifen und gleichzeitig die kryptografischen Sicherungen der Programme umgehen. Übrigens: Die meisten dApps setzen auf der Ethereum-Blockchain auf, aber auch Solana und die Binance Smart Chain bieten die dezentralen Applikationen an.

Der Sicherheit der Blockchain und ihrer Betreiber dienen auch die kryptografisch verschlüsselten Token. Ein Token ist im Fall der dApps die Kopie eines verschlüsselten Datensatzes. Wenn beispielsweise ein Nutzer der Blockchain einem anderen Kryptos überweisen möchte, dann sendet er eine solche Kopie. Die anderen Rechner des Netzwerks bestätigen dann die Transaktion und der Token wird auf die Blockchain integriert. Im Ergebnis wandern die Token dann als Coins in die Wallet des begünstigten Nutzers. Entsprechend nutzen dApps Token, um Transaktionen ablaufen zu lassen.
Eine weitere Grundlage der dApp und in enger Beziehung zu den Token stehend ist der Smart Contract. Die schlauen Verträge werden dann aktiv, wenn ihre Bedingungen erfüllt sind und schicken die Token wie beschrieben auf Reisen.

Und nochmal die Token, hier unter dem Aspekt Belohnung betrachtet. Denn die ganze Rechenleistung, die von der Blockchain bzw. den teilnehmenden Rechnern zur Verfügung gestellt wird, wird vergütet. Also muss die dApp solche Token als Reward generieren können.

Zu welchem Zweck können dApps verwendet werden?

Die Frage aus der Zwischenüberschrift sollte eher lauten, zu welchen Zwecken dApps NICHT eingesetzt werden können. Ihr Einsatzspektrum ist in der Tat nahezu unbegrenzt. Es reicht von Apps wie CryptoKitties, einem Spiel, mit dem die User digital generierte Katzen handeln können über diverse Finanz-Apps bis zu OpenSea, dem größten Handelsplatz für NFT.

Einige dApps haben es schon zu einiger Bekanntheit gebracht wie beispielsweise MetaMask. Die App kann als Wallet dienen, spielt aber ihre Stärken vor allem im Zusammenspiel mit Smart Contracts aus. Sie kann ganz einfach als Add-on häufig genutzter Browser wie Chrome oder Firefox installiert werden. Mit ihr können Token gesendet und empfangen oder Public bzw. Private Keys verwaltet werden. Das Metaverse Decentraland wird ebenfalls als dApp bezeichnet.

Zum Schluss: Vor- und Nachteile der dApps

Vorteile

Der größte Vorteil der dApp liegt in der Philosophie des Peer-to-Peer-Netzes: Das hohe Sicherheitsniveau. Die Verteilung auf tausende Computer mit identischen Kopien - zentrale Server werden nicht benötigt - machen erfolgreiche Hackerangriffe unwahrscheinlich. Die Verteilung auf zig Rechner garantiert auch eine hohe Verfügbarkeit und Immunität gegen Ausfälle.

Nachteile

Ein großer Nachteil der dApps ist jedoch ihre Kopplung an die Blockchain und die damit einhergehende Limitierung ihrer Leistung. Beim bereits erwähnten Spiel CryptoKitties kam es 2017 zu so vielen Zugriffen auf die Ethereum-Blockchain, dass die eh schon nicht allzu schnelle Kette vollends in die Knie ging. dApps sind in der Regel beim Thema Leistung zentralen Applikationen unterlegen. Geschwindigkeit ist auch das Thema bei den Updates und Weiterentwicklungen. Da ein Konsens unter den Programmierern gefunden werden muss, ist auch hier das Tempo eher verhalten.

Ob den dApps die Zukunft gehört, lässt sich noch nicht sagen, da sich die Technologie erst am Anfang der Entwicklung befindet. Deshalb ist es auch müßig zu spekulieren, ob und wann die konventionellen Apps abgelöst werden könnten. Was aber sicher ist: Im Web 3.0 sowie im Metaverse werden die dezentralen Applikationen eine wichtige Rolle spielen.

Übrigens: Im Netz werden Dir zahlreiche Schreibweisen für die dezentralisierten Applikationen wie dApp, DApp, Dapp oder dapp begegnen. Wir haben uns für dApp entschieden, weil das Adjektiv „dezentral“ im Deutschen klein und das Nomen „Applikation“ groß geschrieben wird.