Lending: Kryptos verleihen, Zinsen kassieren

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Neben dem Staking und dem Yield Farming halten die Börsen noch eine weitere Anlagemöglichkeit vor, die ein passives Einkommen ermöglichen kann. Das „Lending“ (von to lend = leihen) kommt von allen digitalen Investments dem klassischen Kredit am nächsten. Die Unterschiede liegen in den Bedingungen, Abläufen und natürlich in der Dezentralität der Blockchain.

Ein einfacher Mechanismus, gute Renditen

Im Grunde ist der Mechanismus, dem das Lending folgt, recht einfach: Du besitzt Kryptos, die Du nicht für kurzfristig anstehende Anschaffungen benötigst und verleihst sie über eine Krypto-Börse. Je nach Währungen und einigen anderen Bedingungen wie Laufzeit und Höhe des Einsatzes erhältst Du Zinsen. Diese Erträge können bis zu 14 Prozent betragen.

In Zeiten der Niedrigzinspolitik und auch heute, bei steigenden Zinsen, bedeutet das eine hervorragende Rendite. Jedoch schwankt die Höhe der Zinsen, sodass Du nicht mit festen Zinssätzen planen kannst. Und auch sonst ist Vorsicht geboten, denn diese Anlageform ist risikobehaftet. Die Risiken erläutern wir weiter unten.

Lending - Kryptos verleihen
Foto: Canva / AlphaTradeZone

Lending vs. Klassischer Kredit

In der Einleitung haben wir das Lending mit dem klassischen Bankkredit verglichen. Um zu verstehen, was die Besonderheiten des digitalen Darlehens sind, bleiben wir bei dem Vergleich. Dabei schließt der Kreditnehmer mit der Bank einen Vertrag, der die Kondition des Leihgeschäfts beinhaltet, also Laufzeit, Zinsen, monatliche Tilgung etc.

Beim Lending übernimmt die Börse (sowohl zentrale als auch dezentrale Handelsplätze bieten das Produkt an) die Vermittlung zwischen Kreditnehmer und -geber. Die Exchanges bestimmen auch, welche Währungen sie für den Kredit zulassen möchten, wobei grundsätzlich alle Währungen infrage kämen. Häufig werden jedoch Stablecoins für die Lendinggeschäfte verwendet. Der Wegfall einer Instanz wie einer Bank mit ihren bürokratischen Abläufen, Prüfungsmechanismen und Zugriffen auf die personenbezogenen Daten der Kreditnehmern wird meist - neben den Renditen - als größter Vorteil dieser Anlageform gesehen.

So läuft das Lending in der Regel ab

Wie kommst Du nun zu Deinen Zinsen? Du verleihst Deine Kryptos über eine Börse Deiner Wahl anonymisiert an einen Kreditnehmer, der als Sicherheit eine bestimmte Summe an Kryptos hinterlegt. Der Betrag liegt, je nach Geschäftspolitik der Börse, häufig beim Doppelten der verliehenen Summe.

Wenn Du also Coins im Wert von 1.000 EUR verleihst, muss der Vertragspartner das Doppelte, also Kryptos im Wert von 2.000 EUR hinterlegen. Dieses Konstrukt nennen wir in der Finanzsprache Loan to Value Ratio (LVR), also das Verhältnis zwischen Darlehen und Besicherung. Nun beginnt die vereinbarte Rück- und Zinszahlung.

Da der Kryptomarkt aber bekanntlich volatil ist, kann es bei fallenden Kursen passieren, dass der Wert der Sicherheit so schwindet, dass sie die Höhe des noch ausstehenden Darlehens erreicht. Ist das der Fall, liquidiert das Protokoll automatisch diese Position. Dann ist die Einlage für den Kreditnehmer weg, die Darlehenssumme, dass Du verliehen hast, bleibt Dir jedoch erhalten.

Gibt es weitere nennenswerte Risiken?

Die gibt es durchaus. Die bereits erwähnte Sprunghaftigkeit der Märkte, anhaltende Bärenmärkte wie im Jahr 2022, können den Wert der hinterlegten Kryptos dauerhaft schmälern. Börsen, ob zentralisiert oder dezentral, sind nicht gefeit gehackt zu werden. Das ist natürlich gerade bei DeFi-Börsen ein Problem, weil diese Handelsplätze weder reguliert noch lizenziert sind, die Absicherungen durch Einlagensicherungsfonds in der Regel fehlen.

Auch die Crashs und Pleiten des Jahres 2022 mahnen zur Vorsicht. So ist unter anderem Celsius, eine Plattform, die stark auf Lending gesetzt hat, im Juli in die Insolvenz gegangen. Das Unternehmen war einer der größten Handelsplätze mit 1,7 Millionen Kunden und 25 Milliarden USD an verwaltetem Vermögen. Nach dem Bärenmarkt im Mai dieses Jahres klaffte ein gewaltiges Loch von knapp drei Milliarden USD in der Bilanz, was das Aus für den Finanzplatz bedeutet.

Fazit: Auch Lending mit Vorsicht genießen

Lending lockt in Zeiten, in denen sichere Finanzprodukte wenige bis gar keine Rendite abwerfen, mit hohen Zinsen. Jedoch zeigen viele Beispiele wie das von Celsius das Gefahrenpotenzial, das von den digitalen Krediten ausgehen kann. Wir würden Dir als Anfänger jedenfalls nicht raten, nennenswerte Summen – trotz der im Regelfall guten Rendite – zu investieren.