PancakeSwap: Niedlich, die Kleine!
Long Story Short
Die Puristen unter den Krypto-Börsen, also diejenigen, die das Versprechen vor allem der Dezentralität besonders wichtig nehmen, sind die DeFi-Börsen. Unter diesen hoch automatisierten Handelsplätzen sticht PancakeSwap mit einigen besonderen Leistungen heraus.
Kurzportrait: kindliche Fassade, trotzdem ernst zu nehmen
Wenn es einen Niedlichkeitswettbewerb unter Exchanges gäbe, hieße die Gewinnerin sicherlich PancakeSwap. Das Häschen-Logo und die gesamte Gestaltung der Webseite sind offensichtlich stark Manga-inspiriert, dazu bunt wie ein Bilderbuch für Fünfjährige.
Von der Aufmachung solltest Du Dich aber nicht täuschen lassen, denn die Börse, 2020 von anonymen Programmierern gegründet, hat innerhalb dieser kurzen Zeit in allen relevanten Punkten zugelegt. So verfügt sie (Stand 12/22) über 1,9 Millionen Nutzer, die 55 Millionen Transaktionen ausführten und eine Marktkapitalisierung von über sechs Milliarden USD erzeugen. Ebenfalls eine Besonderheit: Die Börse setzt auf der Binance Smart Chain auf.
Aktuell
Kosten: Niedrig und transparent
PancakeSwap verdient ausschließlich an den Transaktionsgebühren, die bei 0,25 Prozent pro Transaktion liegen. Dass die Börse ihre Leistungen zu einer vergleichsweise geringen Fee anbieten kann, liegt auch an ihrer Herkunft aus der Binance-Welt, deren Blockchain niedrigere Kosten als beispielsweise Ethereum oder Bitcoin verursachen.
Menge: standen nicht im Fokus der Börsengründer
Stand Dezember 2022 können 264 unterschiedliche Währungen auf PancakeSwap gehandelt werden. Das ist, verglichen mit anderen Wettbewerbern aus dem DeFi-Bereich, aber auch mit einigen konventionellen Börsen wenig. Wie an dieser Stelle häufig betont, ist die Anzahl der gehandelten Coins entscheidend, um ein Portfolio zu diversifizieren und dabei Kosten zu sparen. Aber vielleicht standen solche Überlegungen auch nicht im Fokus der Programmierer.
Dazu steht CAKE, der hauseigene Kryptocoin, sehr stark im Vordergrund. Die PancakeSwap-Währung ist für Leistungen wie den Liquiditätspool (Funktionen, siehe dort) wichtig. Entsprechend findet sich ein Text auf der Startseite von PancakeSwap: „Der CAKE-Token ist das Herzstück des PancakeSwap-Ökosystems. Kaufen Sie ihn, gewinnen Sie ihn, farmen Sie ihn, geben Sie ihn aus, setzen Sie ihn ein ... Sie können sogar mit ihm abstimmen!“.
Webseite: gut gestaltet, schlecht übersetzt
Wie oben erwähnt, wähnt sich der Nutzer beim ersten Besuch auf einer Manga-Plattform. Die Gestaltung sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei der Seite der Börse (eine eigene App gibt es nicht) um ein gut strukturiertes Angebot mit ein paar kleinen Schwächen handelt.
Die Schwäche, die fast alle nicht-deutschen Exchanges haben, ist die Sprache. Die Maschinenübersetzungen, 26 Sprachen lassen sich voreinstellen, sind schlecht. Dazu sind viele Bereiche der Seite nicht übersetzt. Wer beispielsweise das Feature „Risikoermittlung“ beim Tausch von Währungen aktiviert, wird mit einem englischen Text überrascht. Gerade bei Sicherheitsthemen aber sollten die Informationen in der jeweiligen Landessprache vorliegen und über jeden Zweifel erhaben sein.
Ansonsten - das ist ein positiver Aspekt der Internetpräsenz - sind die Hauptmenüs nach dem Prinzip vom Allgemeinen zum Besonderen von links nach rechts angeordnet und deshalb intuitiv nachvollziehbar. Rechts finden sich, ebenfalls übersichtlich angeordnet, Funktionen wie Sprachauswahl, die Auswahl der Blockchain (auch Ethereum ist wählbar) oder „Verbindung zur Wallet herstellen“.
Auch die Anmeldung auf der Seite ist simpel gehalten: Die Registrierung entfällt (siehe auch „Sicherheit“), Du musst im ersten Schritt eine (Binance-kompatible) Wallet verbinden. Derzeit, Ende 2022, bietet die Exchange Kompatibilität mit zwölf Wallets an: MetaMask, Binance Wallet, Coinbase Wallet, Trust Wallet, WalletConnect, Opera Wallet, Brave Wallet, MathWallet, TokenPocket, SafePal, Coin98, Blocto. Dann benötigst Du Binance Coin, um das Traden starten zu können. Vorausgesetzt, BNB ist ausreichend in Deiner Wallet vorhanden, kannst Du in den Handel einsteigen und beispielsweise CAKE kaufen.
Funktionen: passives Einkommen bevorzugt
Eine der für Anleger attraktivsten Funktionen von PancakeSwap sind die unterschiedlichen Liquiditätspools, von denen die Börse über einhundert Stück anbietet. Um sich an den Pools zu beteiligen und der Börse Liquidität zuzuführen, benötigst Du CAKE. Der Rest ist recht simpel: Du gibst den Betrag ein, den Du staken möchtest, bestätigst anschließend die Transaktion. Nach Abschluss des Vorgangs erhältst Du Liquidity Provider (LP) Token, über die Du Dein passives Einkommen erzielen kannst.
Die Lotterie ist ein ebenfalls auf CAKE basierendes Gewinnspiel. Du investierst zehn CAKE Coins (Dezember 2022: 37,40 USD). Das System weist Dir automatisch vier zufällige Ziffern zwischen 1 und 14 zu, werden alle vier Zahlen gezogen, gehören Dir 50 Prozent des Jackpots, entsprechend gewinnen die drei Zweitplatzierten 20 Prozent und zwei Drittplatzierte 10 Prozent des Jackpots. Auch hier zeigt sich wieder, dass das 5Konzept der Börse auf Liquiditätspools basiert.
Als dezentrale Börse hält PancakeSwap eine Reihe von NFT - Marktplätzen vor, auf dem die Non Fungible Token gehandelt werden können.
Service: (so gut wie) nicht vorhanden
Support wird auf DeFi-Börsen sehr kleingeschrieben. Das Vertrauen in die regulierende Wirkung des Smart Contract bzw. die einfache Bedienung der Seitenfunktionen ist groß. Unter „Dokumente“ versteckt sich gut getarnt eine Sammlung von FAQ, die natürlich in Englisch, deutsch ist für diese Seite nicht vorhanden, mehr oder minder verständlich über die Features von PancakeSwap aufklären. Ein telefonischer Service, Chat oder ähnliches sind nicht vorhanden.
Sicherheit: Vertrauen in die Zertifizierungen
Was für die meisten DeFi-Börsen gilt, gilt auch hier. Die Sicherheitsfeatures sind eher rudimentär, bis auf das obligatorische SSL-Zertifikat existieren keine erwähnenswerten Sicherungen. Auch das Anmeldeverfahren funktioniert ohne die üblichen biometrischen oder andere Identifikationsverfahren. Allerdings hat PancakeSwap die Börse durch ein externes Informationssicherheitsunternehmen, CertiK, untersuchen.
Von CertiK stammen dann auch die Sicherheitszertifikate Security Oracle, CertiK Shield, DeepSEA und Virtual Machine. Dazu kommt die Tatsache, dass die Exchange keine Hot Wallets zur Aufbewahrung von Coins nutzt. Da die Börse niemals gehackt wurde, scheinen die Maßnahmen gefruchtet zu haben.
Andere Sicherheitsmaßnahmen betreffen die Einlagensicherung. Da es keine Regulierung durch Finanzaufsichtsbehörden gibt, fallen auch etwaige Einlagensicherungsfonds weg. Das kann man bedauern, allerdings muss sich jeder, der in Kryptos investiert, bewusst sein, dass er sich auf eine volatile Anlageform einlässt.
Bewertung: ein polarisierendes Bild
Hier zeigt sich das übliche Bild: Bei den professionellen Plattformen gibt es Lob, viele User senken aber den Daumen. Allerdings lesen sich einige der schlechten Bewertungen so, als hätten die Kunden Funktionen und Bedingungen der Börse nicht verstanden. Wenn das aber der Fall ist, dann trägt sicher die Börse durch die schlechte Dokumentation und die missverständlichen Texte eine Mitverantwortung. Hier könnten die DeFi-Börsen - PancakeSwap steht hier beileibe nicht alleine - eine Menge zu einem allgemein besseren Image der gesamten Kryptowelt beitragen.
Fazit: eine typische DeFi-Börse
Auf der Habenseite stehen niedrige Gebühren, eine hohe Transaktionsgeschwindigkeit, ein breites Angebot an Handelsmöglichkeiten mit Kryptos und NFTs, Verdienstmöglichkeiten für passive Einkommen (Staking, Farming, Liquiditätspools), eine gut strukturierte Webseite sowie eine einfache Bedienung. Die schlechte Betextung und die fehlende Übersetzung bei wichtigen Themen trüben allerdings das Bild der userfreundlichen Internetpräsenz. Die wenigen Sicherheitsmerkmale, das Fehlen einer Regulierung und in der Folge der Einlagensicherung sind dem Konzept Decentralized Finance geschuldet.