Yield Farming: ein Motor des DeFi-Universums

Long Story Short

Eine recht junge Form, Kryptos mit teilweise nennenswerten Renditen anzulegen, ist das Yield Farming. Erst mit dem Aufstieg der DeFi-Börsen ist dieses Anlagemodell 2020 in den Fokus der Kryptos-Gemeinde geraten. Das Format hat einen hohen Anteil an der Attraktivität dieser Exchanges gewonnen.

Warum ist Yield Farming so wichtig für die dezentralisierte Finanzwelt?

Jede Börse, egal ob konventionelle Börse, zentrale Krypto-Börse oder DeFi-Börse ist auf Liquidität angewiesen. Auch die Frage, wo diese Vermögenswerte herkommen, wird bei den Handelsplätzen trotz unterschiedlicher Konzepte ähnlich beantwortet: Anbieter und Käufer tätigen Transaktionen. Jeder Kauf über die Börse kostet eine Gebühr, die unter anderem das Bestehen der Exchange unterstützt. Bei den DeFi-Handelsplattformen kommt noch ein weiterer Mechanismus dazu.

Alle Teilnehmer haben die Möglichkeit, in einen sogenannten Liquiditätspool einzuzahlen. Wer also seine Kryptos einer Börse mit einem solchen Angebot einen definierten Zeitraum zur Verfügung stellt, erhält eine Rendite. Diesen Vorgang nennen wir Yield Farming. Er hat wesentlich zur Popularität des DeFi in den vergangenen zwei Jahren beigetragen. Die Marktkapitalisierung der DeFi-Exchanges ist in diesem kurzen Zeitraum explodiert; Anleger vertrauten den Börsen zwischen den Jahresmitten 2020 und 2021 58 Milliarden USD an.

Yield Farming - ein Motor des DeFi-Universums
Foto: Canva / nattanan23

Wie funktioniert das Yield Farming nun im Detail?

Konventionelle Börsen verwenden sogenannte Orderbücher, um die Transaktion zwischen Anbieter und Käufer darzustellen. Dabei treten sie als Mittler zwischen den Parteien auf. Nicht so die DeFi-Börsen, die diesen Prozess automatisiert haben und deshalb auch als Automated Marketmaker bezeichnet werden. Diese Prozesssteuerung durch Algorithmen und das Fehlen einer dritten Partei wurden erst durch die Ethereum-Blockchain und deren Möglichkeit, Smart Contracts zu nutzen, möglich. Von dieser Dezentralität hat auch die gesamte Spielart der Börsen ihren Namen. Entsprechend ist der Smart Contract die Basis für den Liquiditätspool, in dem die Kryptos gesammelt und – zu unterschiedlich hohen Renditen – verliehen werden.

Nicht immer sind die Gewinne aus den Pools mit Zinsen zu vergleichen, die ausgeschüttet werden. Manchmal besteht die Rendite aus einem Anteil an den Transaktionsgebühren, die regelmäßig ausgeschüttet werden, oder aus sogenannten Governance Token, die die Börse selbst ausgibt und deren Halten die Anteilseigner dazu berechtigt, an Abstimmungen die Börse betreffend teilzunehmen. Diese Renditen heißen im Jargon „Jährliche Prozentuale Rendite“ (Annual Percentage Yield, APY).

Diese Formen von Yield Farming werden angeboten:

Verleih

Verleih von Kryptowährungen: Der Kapitalgeber erhält vom Kapitalnehmer Zinsen, die durch das Protokoll weitergeleitet werden. Diese Art des Farmings ist simpel, bietet allerdings nur geringe Renditen.

Liquiditätspools

Liquiditätspools haben wir oben ausführlich beschrieben; sie sind die wohl interessantesten Anlageformen aus dem DeFi-Bereich. Zum einen sorgt der Pool dafür, Kursschwankungen abzufangen, zum anderen ist die Rendite in der Regel recht hoch.

Liquidity Mining

Ähnlich wie der Liquiditätspool funktioniert das Liquidity Mining, mit dem Unterschied, dass der Kreditgeber mit dem börseneigenen Governance Token bezahlt wird.

Yield Farming erinnert stark an Staking, richtig?

Zumindest ist die Frage nicht ganz falsch. Beide Begriffe bezeichnen ein Reinvestment von Coins in Kryptoprojekte. Der Unterschied ist, dass Staking bei bestimmten Blockchains Anwendung findet, um neue Blöcke zu validieren und Kryptos zu schaffen. Dafür erhält der Anteilseigner eine Belohnung in Form der jeweiligen Währung. Diese Rendite fällt im Vergleich zum Yield Farming deutlich geringer aus, bei der der Stakeholder nicht in eine Blockchain, sondern den Liquiditätspool einer DeFi-Börse investiert.

Es gibt eine Reihe von Vorteilen des Yield Farming. Aber auch Nachteile?

Der Hauptvorteil der Anlage liegt in den hohen Renditen, die jedoch von Pool zu Pool und von Handelspaar zu Handelspaar unterschiedlich ausfallen. Das können astronomische Summen mit mehreren tausend Prozent Rendite sein. Solche Zahlen sollten aber für jeden aufmerksamen Anleger ein Alarmzeichen sein, denn auch in der durch computerisierten Welt der DeFi-Börsen sind Betrüger unterwegs.

Dennoch sind die Zahlen seriöser Anbieter, verglichen mit konventionellen Anlageformen, natürlich hochattraktiv. Aber Vorsicht, denn die Algorithmen ändern die Renditen oft im Sekundentakt, abhängig von einer Vielzahl bestimmender Faktoren. Dann lohnt sich der Einsatz erst beim Einsatz größerer Summen ab 1000 USD, was an den hohen Gebühren der Ethereum-Blockchain liegt, die seit dem Merge allerdings gefallen sind.

Ein weiteres Problem sind die Angriffe auf DeFi Börsen. Ein Hacker entwendete 2022 Kryptos im Gegenwert von 611 Millionen USD von der DeFi-Börse Poly Network. Eine Sicherheitsfirma identifizierte den Täter, der daraufhin die Diebesbeute im September zurückgab. Im Jahr zuvor erleichterten Hacker die Anubis DAO um Ether im Gegenwert von 60 Millionen USD.

Fazit: Ist Yield Farming auch für Anfänger geeignet?

Für das Farming gilt der gleiche Grundsatz, der generell für alle Angebote aus dem Bereich der DeFi-Börsen gilt: ohne Anleitung und sachkundige Begleitung Finger weg! Klar, dass die hohen Renditen einen starken Reiz ausüben und in Zeiten der Negativzinsen und überschaubaren Ausschüttungen locken. Allerdings sind nicht nur die Krypto-Märkte volatil, die Börsen und ihre Angebote sind es zwangsläufig auch.