Binance - Der junge Riese unter den Börsen
Long Story Short
Binance, ein eher noch junges Unternehmen unter den Exchanges, kann bei so ziemlich allen relevanten Kennzahlen mit Superlativen punkten: Sie ist die größte Börse, was Handelsvolumen (76 Milliarden Dollar), Trader (über 90 Millionen) und gehandelte Währungen (über 600) angeht. Außerdem verlangt das Unternehmen, zumindest nach eigenen Angaben, die niedrigsten Transaktionsgebühren.
Kurzportrait: Eine Exchange mit einer Mission
Die Börse wurde 2017 von dem sino-kanadischen Softwareentwickler Changpeng Zhao in China gegründet. Nach dem Umzug auf Malta ging es 2018 nach Japan. Seitdem ist nicht klar, wo das Unternehmen seinen Sitz hat. In allen Ländern und relevanten Märkten führt Binance zwar Büros beziehungsweise Niederlassungen, die allerdings nicht als Unternehmenssitz gelten (zum Vergleich: Apple hat seinen Sitz in Cupertino, aber Niederlassungen und Verkaufsstellen auf der ganzen Welt).
Vermutlich hat diese Unklarheit mit den Restriktionen zu tun, die Binance durch verschiedene Finanzaufsichtsbehörden erfahren musste. Dabei geht es beispielsweise um Auflagen wie die so genannte Prospektpflicht. Diese Börse wegen diverser Auseinandersetzungen mit den Behörden aber als unseriös hinzustellen, greift deutlich zu kurz. So sind Sicherheitsaspekte, Unterstützung der User durch den Support, Auszahlungs- und Transaktionsgeschwindigkeit und eine Reihe anderer Aspekte wesentlich wichtiger für den täglichen Handel. Auf diese Fragen gehen wir im Detail ein.
Kosten: günstig und transparent
Wie bei vielen anderen Börsen auch, ist die Gebührenhöhe bei Binance gestaffelt. Die Fee ist gekoppelt an das 30-Tage-Handelsvolumen und die Frage, wie viele Binance Coins (BNB, die börseneigene Kryptowährung) der Kunde hält. Die Staffeln unterteilen sich in Regular User sowie VIPs, die in Kategorien von eins bis neun gerankt werden. Das sieht dann so aus (Beispiele):
Der Regular User handelt unter 1000.000 USD oder hält keine BNB. In diesem Fall fallen 0,1000% Gebühr als Maker/Taker (Taker Order = wird sofort ausgeführt, Maker Order wird später ausgeführt) an. Beim VIP 1 werden mindestens 1000.000 USD in dreißig Tagen gehandelt und 25 BNB im Wallet gehalten. In diesem Fall reduziert sich die Gebühr auf 0,0900% / 0,1000% (M/T). Endsprechend verringern sich die Kosten über die verschiedenen VIP-Ränge bis hin zu VIP 9 (≥ 5.000.000.000 USD und ≥ 5.500 BNB, Maker/Taker 0,0200% / 0,0400%). Das System ist einfach, transparent und fair. Versteckte Kosten existieren nicht, so kommt es auch nicht zu unliebsamen Überraschungen.
- Erstellung Account: Kostenlos
- Minimale Einzahlung: 3 EUR
- Minimale Auszahlung: 5 EUR
- Gebühren Einzahlung (SEPA): Kostenlos
- Gebühren Auszahlung: 1 EUR
- Gebühren Einzahlung (Kreditkarte): 1,80 Prozent
- Gebühren Auszahlung (Kreditkarte): 0,1 Prozent
- Minimaler Kaufbetrag: 10 USD
Menge an gehandelten Währungen: das größte Angebot auf dem Markt
Auf Binance kannst Du über 600 verschiedene Währungen kaufen, verkaufen und handeln. Diese Menge ist, wenn Du an die Bedeutung der Diversifikation Deines Portfolios denkst, außergewöhnlich hoch und besonders geeignet, Deine Anlagen perfekt zu steuern. Aber nicht nur die hohe Anzahl an Währungen ist ein Vorteil von Binance, die eigene Währung ist es ebenfalls.
Der Binance Coin (BNB) ist eine der stärksten Währungen auf dem Markt, er hat nach Bitcoin und Ether die höchste Marktkapitalisierung. Für BNB gab es lange Zeit nur einen Weg - nach oben, er ist ein starkes Anlageobjekt. Sein Einsatz auf der Plattform spart auch Kosten, denn es gilt die Faustregel, je mehr Coins sich in der Wallet befinden, desto geringer fallen die Handelsgebühren aus.
Webseite: Übersichtlichkeit vs. fehlendes Deutsch
Auch für Binance gelten die selben Pros wie für andere große Börsen, nur, dass die transparente Strukturierung für die Börse noch wichtiger ist als für den Wettbewerb. Das liegt an dem riesigen Angebot an Funktionen, einem großen Tableau an Erklärtexten und -videos und den vielen anderen Features. Diese nachvollziehbare Ordnung der Menüs und Inhalte kommt in erster Linie Anfängern zugute, die Orientierung für ein derart großes Leistungsspektrum benötigen.
Das große Problem für Menschen, die erst mit dem Traden beginnen, ist das Sprachenangebot. Zwar bietet die Exchange zig Sprachen, darunter Portugiesisch, Rumänisch und Slowenisch, verzichtet aber auf die Übersetzung ins Deutsche. Dieser Nachteil umfasst auch den Kundenservice.
Wir halten diesen Nachteil deshalb für erwähnenswert, da das Kryptothema als solches recht komplex ist. Wenn ein Krypto-Rookie dazu noch Sprachhürden überwinden muss - auch in den Erklärvideos - ist das ein Minus. Wir hoffen, dass die Binance-Verantwortlichen ein Einsehen haben und das Deutsche als Standardsprache auf der Plattform (wieder) einführen.
Funktionen: alles, was der Trader braucht. Und mehr.
Eine Stärke von Binance ist die Vielzahl an unterschiedlichen Funktionen. Die Features sind für Anfänger wie Fortgeschrittene oder Profis gleichermaßen interessant. Das Spektrum reicht im Lernbereich von der eigenen Akademie (Zitat: Egal, ob Sie ein Neuling sind, der versucht, das Mining zu verstehen, oder ein Profi-Händler, der eine Handelsstrategie entwickeln möchte - wir decken jedes Thema für Sie ab.), über zahlreiche gut verständliche Lern- und Erklärvideos zur Plattform bis hin zu Glossaren oder Quizzen zu allen Themen rund um die Kryptos.
Ein ähnlich spektakuläres Angebot besteht in der Binance Smart Chain (BSC). Dieses Blockchain-Netzwerk ist ein ernst zu nehmender Wettbewerber von Ethereum und für Anwendungen geeignet, die auf Smart Contracts basieren. Durch die BSC lassen sich Coins schnell, kostengünstig und einfach transferieren. Dazu kommt, dass die Binance Smart Chain mit Ethereum kompatibel ist. Fachleute rechnen mit einem Kampf, welche der beiden Systeme die Oberhand gewinnen wird. Was die Kosten angeht, hat Binance derzeit die Nase weit vorne. Weitere Funktionen:
Wallet:
Die Trust Wallet ist eine Browser-Erweiterung, um die Binance-eigene Währung BNB sicher auf die Binance Smart Chain zu transferieren. Dazu bietet die Börse eine auf der Webseite integrierte Wallet an.
Launchpad:
Das LP bietet Startups aus dem Bereich Kryptowährungen die Möglichkeit, ihre Projekte Millionen von potenziellen Kunden vorzustellen. Die User von Binance haben gleichzeitig die Möglichkeit, bei gewinnversprechenden, neuen Währungen von Anfang an dabei zu sein und zu investieren.
Inkubator:
Ebenfalls an Neugründungen wendet sich das Inkubator-Programm von Binance. Die Börse investiert einen sechsstelligen Betrag in das Startup und erhält im Gegenzug einen prozentualen Anteil von dessen Gewinnen. Im Mai 2022 sind 14 Early-Stage Start-ups aufgenommen worden.
Staking:
Binance ermöglicht Nutzern, Coins verschiedener Kryptowährungen für einen definierten Zeitraum an die Exchange zurückzugeben. Die Börse arbeitet mit den Coins, erwirtschaftet einen Gewinn und zahlt dem Geber Zinsen für seinen Einsatz.
Farming:
Auch diese Funktion ermöglicht dem Kunden, ein zusätzliches Einkommen zu erzielen. Beim Farming werden Coins in einen Liquiditätspool eingezahlt; der Kreditgeber erhält dafür eine Vergütung. Dadurch, dass die Teilnehmer den Pool liquide halten, können andere Nutzer Coins handeln, leihen oder verleihen. Diese Anlageform funktioniert über Smart Contracts.
Crypto Loans:
Auch das Crypto-Lending gehört in die Kategorie Anlageformen durch Binance. Hinter dem Begriff verbergen sich eine große Anzahl flexibler oder gebundener Anlagen, für die Binance unterschiedlich hohe Zinssätze zahlt.
Visacard:
Die Binance-eigene Visakarte unterstützt Google- und Samsung-Pay sowie das Staking: Außerdem bietet die Karte acht Prozent Cashback, abhängig von der Anzahl der eingezahlten BNB. Abgesehen von der Visacard, existiert eine Reihe unkomplizierter Möglichkeiten, Gelder ein- und auszuzahlen, beispielsweise SEPA und ADVCash.
NFT Marktplatz:
Der Boom der NFTs blieb natürlich auch Binance nicht verborgen. Wer ein Non fungible Token über Binance anbietet, kann unter drei Kryptowährungen diejenige auswählen, in der er ausbezahlt werden möchte. Außerdem ist der Anbieter frei in der Frage, ob er einen Festpreis wählt oder das NFT per Auktion veräußert.
Peer-to-Peer Käufe:
Beim P2P handelt es sich im Wortsinn um eine Transaktion unter Gleichen, also um einen Handel beispielsweise zwischen zwei Privatpersonen. Du kannst Käufer oder Verkäufer sein, Binance stellt die Plattform dafür zur Verfügung. Der große Vorteil: Die Börse bietet aufgrund ihrer Größe nicht nur eine Vielzahl an Handelsmöglichkeiten, sondern auch an potenziellen Handelspartnern. Dazu fallen keine Transaktionskosten an.
Service: Guter Kundendienst mit kleinen Abstrichen
Den Kundendienst haben wir immer als schnell, freundlich und kompetent empfunden. Eine Ausnahme betrifft die engmaschigen, ansonsten etwas starren Sicherheitsmerkmale. Wenn Du beispielsweise durch einen Fehler die Anmeldedaten bzw. die Verifizierung zu Deinem Account verlierst, kann es kompliziert werden.
In diesem Fall könnte es Dir passieren, dass der Support Fotos von Dir und Deinem Personalausweis verlangt oder Dir Fragen stellt, die Du nur sehr schwer beantworten kannst. Ob Du beispielsweise exakt sowohl Datum und als auch Uhrzeit der ersten Einzahlung in Binance erinnern kannst, ist zumindest fraglich.
Allerdings sollte man die Akribie des Services nicht nur negativ sehen, sondern als Ausdruck eines großen Sicherheitsbedürfnisses, von dem Du als Trader schließlich profitierst.
Sicherheit: alle relevanten Technologien
Binance, wie schon verschiedene Male erwähnt, ist hinsichtlich seines Handelsvolumens und der Nutzerzahl die größte Börse der Welt. Sicherheitsbedenken oder gar handfeste Lücken würden unter Garantie dazu führen, dass Nutzer der Exchange in Scharen den Rücken kehren würden. Die Börse wurde in der Vergangenheit einmal gehackt und der Anbieter hat Lehren aus dieser Erfahrung gezogen.
Entsprechend hat Binance eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen installiert. Die übliche SSL-Zertifizierung ist Standard, die Zwei-Faktor-Authentifizierung sowie Phishing Codes mittlerweile auch. Die Mehrzahl der Coins werden in Cold Wallets aufbewahrt, um maximal sicher zu sein. Ein eigens aufgelegter Fond (Secure Asset Fund for Users) würde Anleger im Fall des Kapitalverlustes entschädigen. In diese Rücklage überführt Binance zehn Prozent seiner Handelsgebühren.
Bewertung der Börse im Netz: Profis und Privatanleger uneins
Wie verschiedentlich erwähnt, unterscheiden sich gewöhnlich die Beurteilung durch Privattrader und professionelle Bewertungsplattformen diametral voneinander, so auch hier. Als positives Merkmal erwähnen die nicht-professionellen User regelmäßig die einfache Bedienbarkeit, die hohe Geschwindigkeit der Transaktionen sowie der simple Ablauf der Akkreditierung auf der Plattform.
Auf der Negativseite werden häufig der Support genannt, dessen lange Reaktionszeiten oder mangelhafte Unterstützung. Die Profi-Tester kritisieren dagegen in der Regel die fehlende Regulierung der Börse durch die nationalen Finanzaufsichtsbehörden. Inwieweit das ein Problem oder eher ein Ausdruck einer besonderen Unternehmensphilosophie von Binance ist, haben wir im Fazit versucht zu ergründen.
Fazit: ein grundsätzlicher Kampf alt gegen neu
Binance hat alles, was man sich von einer führenden Krypto-Exchange wünschen kann: Eine gut aufgebaute Website mit zahlreichen Tutorials und Hilfsangeboten, überdurchschnittlich vielen Funktionen, sehr moderaten Gebühren, einer transparenten Kostenstruktur sowie einem effizienten Kundenservice. Die fehlende Übersetzung ins Deutsche ist dagegen ein klares Minus für Kunden aus diesem Land.
Kommen wir zu den fehlenden Lizenzierungen. Was die Sicherheit der Börse angeht, so ist dieser Punkt an der Stelle zu vernachlässigen. Für die Einlagensicherheit sorgt Binance freiwillig, siehe den Aufbau eines eigenen Sicherungsfonds. Was aber sollen die Lizenzen bewirken, wenn nicht die Sicherheit der Kunden zu gewährleisten?
Abgesehen davon, dass der Kryptomarkt als solcher vergleichsweise risikobehaftet und eine Insolvenz von Binance eher unwahrscheinlich ist, geht es bei den Auseinandersetzungen zwischen der Exchange und den Aufsichtsbehörden um etwas Grundsätzliches, nämlich die Deutungshoheit über die Währungsmärkte, um es noch grundsätzlicher zu formulieren: Die Frage, ob Fiat-Währungen noch eine Zukunft haben oder die Zukunft ausschließlich digitalen Währungen gehört.
Ausweislich der vielen Äußerungen des Gründers und CEOs von Binance, Changpeng Zhao, ist es eine Hauptaufgabe der Börse, diese Auseinandersetzung zu führen. CZ, wie er in Traderkreisen genannt wird, hält die konventionellen Währungen für einen Faktor, der die Menschheit an der Weiterentwicklung hemmt. Die meisten Regierungen und Zentralbanken sehen das naturgemäß anders. Die Zukunft wird zeigen, wer der beiden Opponenten Recht behalten wird.
Pro
- Günstige Gebühren
- Transparente Gebührenordnung
- Große Zahl unterschiedlicher Features
- Guter Kundenservice
Con
- Komplizierte Wiederherstellung des Kontos
- Webseite / Service nicht in Deutsch