Compound (COMP): Der Senkrechtstarter aus dem Sillicon Valley

Long Story Short

Einer der Senkrechtstarter im Kryptokosmos war im Jahr 2018 die DeFi-Börse Compound. Die Exchange profitierte dabei von der Euphorie, die der dezentralisierte Finanzsektor ausgelöst hatte. Besonders das direkte Mitspracherecht, dass Anteilseigner mit den Governance Token erwerben, macht diese Art von Finanzprojekt attraktiv. Ob die Attraktivität bis ins Jahr 2023 gehalten hat, erfährst Du hier.

Kurzportrait: Eine Blaupause für andere DeFi-Börsen

Ein Grund, warum die in San Francisco ansässige Börse einiges an Aufsehen erregte, waren die ersten Investoren, die 2018/2019 die erste Finanzierungsrunde ermöglichten. Über 33 Millionen USD kamen damals zusammen. Die beiden Gründer Robert Leshner und Geoffrey Hayes überzeugten unter anderen Andressen Horowitz, Polychain Ventures und Coinbase Ventures, das Venture Capital - Unternehmen der Kryptobörse Coinbase, von den Qualitäten ihrer Geschäftsidee. Die fußt auf Smart Contracts beziehungsweise auf der Blockchain Ethereum. Der Benefit für die Kunden ergibt sich aus Leih- und Kreditgeschäften, namentlich Lending und Borrowing. Compound wird als Dezentrale Autonome Organisation (DAO) geführt; Anteilseigner, die eine bestimmte Menge des Governance Token COMP halten, sind stimmberechtigt bei Entscheidungen über das Unternehmen. Größter Anteilseigner ist aktuell Polychain Ventures.

Compound Logo

Aktuell

Währung: Entwicklung mit vielen Auf und Ab

Die native Währung und gleichzeitig der Gouvernance Token der Börse ist der Compound (COMP). Seine Menge haben die Schöpfer der Börse auf 10.000.000 Einheiten begrenzt, um inflatorische Effekte zu vermeiden. Die derzeitige Umlaufmenge (01/23) beträgt 7,3 Millionen Coins mit einer Marktkapitalisierung von circa 240 Millionen USD. Sein Allzeithoch von 911,20 USD erreichte COMP im Mai 2021, tagesaktuell liegt der Wert der Währung bei 33 USD.

Der riesige Unterschied zwischen den beiden Summen zeigt deutlich, wie stark der Wertverlust des Kryptomarktes durch die Bärenmärkte des Jahres 2022 war. Dabei kam der Coin gegen Ende 2018 auf den Markt und blieb zunächst bis Mitte 2020 bei ca. 60 USD wertstabil. Mit Einsetzen des DeFi-Booms stieg der Kurs sprunghaft an. Ende Juni durchstieß COMP die 400-Dollar-Marke. Es folgten ein Auf und Ab, das durch Absturz der Märkte im Mai und November 2022 seinen vorläufigen Tiefpunkt erreichte. Seitdem stabilisierte sich der Coin auf niedrigem Niveau.

Gouvernance Token: sichert die Mitbestimmung

COMP dient nicht nur als handelbare Währung, sondern auch als Gouvernance Token. Damit können Anteilseigner durch Abstimmungen Einfluss auf die Unternehmenspolitik von Compound DAO nehmen. Je mehr Coins sie halten, desto größer ist ihr Stimmrecht. Grundsätzlich gilt ein COMP als eine Stimme. Dabei können die Shareholder - die meisten Anteile hält derzeit Polychain Capital mit 11,55 Prozent - über die Höhe der Zinsen, die Verteilung der Coins oder über Sicherheitsfragen abstimmen.

Die Ergebnisse der Abstimmungen werden nach Ablauf zweier Tage direkt im Code des Protokolls implementiert. Durch das Angebot des Yield Farming werden die Coins unter Kreditgebern und -nehmern 50:50 verteilt, der übrige Teil (es werden pro Tag knapp 3000 COMP auf der Ethereum-Blockchain erzeugt) bleiben für die Investoren sowie die Mitarbeiter reserviert.

COMP kann an verschiedenen zentralisierten und dezentralen Börsen gekauft bzw. gehandelt werden.

Funktionen/Angebot: DeFi-Kreditgeschäfte im Zentrum

Die Stärke von Compound DAO liegt in den Angeboten zu Lending und Borrowing. Beide Kreditgeschäfte verschaffen Dir ein passives Einkommen durch Zinsen. Beim Lending verleihst Du über Compound eine gewisse Summe an Kryptos, für die Du COMP als Zins erhältst. Die Zinssätze sind variabel und hängen von einer Reihe einzelner Faktoren ab.

Wenn Du als Kreditnehmer, auch das ist ein Angebot von Compound, Dir Kryptos leihst (Borrowing), musst Du eine entsprechende Sicherheit, die deutlich höher ist als der Kredit, den Du Dir geliehen hast, hinterlegen. Achtung: Wenn die hinterlegten Kryptos im Kurs sinken und ihr Wert die Kreditsumme erreicht, wird die Sicherheit durch den Smart Contract automatisch liquidiert. Dieses Risiko muss Dir bewußt sein, bevor Du einen Lending Markt beleihst.

Menge: bei DeFi von geringer Relevanz

Bei den konventionellen Kryptobörsen legen wir stets Wert auf die Menge der gehandelten Kryptowährungen. Je größer das Angebot einer solchen Börse ist, desto feiner kannst Du Dein Portfolio steuern. Anders bei den DeFi-Börsen. Ihr Schwerpunkt liegt nicht auf dem Kauf oder Verkauf von Coins, sondern auf Smart Contract-basierten Kreditgeschäften (Yield Farming/Lending/Borrowing). Dazu kommt, dass die Smart Contracts, deren Algorithmen die Börse wesentlich steuern, auf Ethereum aufsetzen. Entsprechend werden auf Compound Währungen angeboten, die ebenfalls auf dieser Blockchain beruhen. Derzeit sind das ca. 70 unterschiedliche Kryptos.

Webseite: kein Wille zur Vermittlung erkennbar

Auch die Webseite (eine App bietet Compound nicht an) ist - DeFi-typisch - kein strukturiertes Angebot mit vielen unterschiedlichen Funktionen, die didaktisch klug angeordnet sind, sondern eher ein notwendiges Übel. Natürlich ist die Seitensprache ausschließlich englisch, somit sind deutsche Anleger ohne entsprechende Sprachkenntnisse außen vor oder auf Übersetzungsprogramme angewiesen.

Die wenigen Funktionen beziehen sich auf die angebotenen Märkte (das sind die beschriebenen Angebote), bieten Informationen zur Sicherheit der Seite (die letzten Einträge datieren von 2019) oder listen die Entscheidungen der Stakeholder auf. Service wird ebenfalls klein geschrieben, nicht mal eine Email-Adresse oder ein Kontaktformular lassen sich finden. Und die Behauptung, „The most secure protocol for money“ zu sein, ist eben das, eine Behauptung, die von ein paar Audits aus dem Jahr 2019 gestützt wird.

Wirklich? Im Oktober 2021 wurde die Tatsache bekannt, dass das Compound-Protokoll einen schweren Bug im Quellcode aufwies. Das Protokoll überwies durch den Fehler große Summen an COMP in die Wallets der falschen Leute. Bis das Manko behoben werden konnte, flossen umgerechnet ca. 150 Millionen USD ab. Robert Leshner bat per Twitter die User, sie mögen bitte das zu unrecht erhaltene Geld zurückgeben. Tatsächlich floss die Hälfte der Gelder wieder zurück.

Fazit: kein Engagement ohne Unterstützung

Es bleibt dabei: Ohne professionelle Unterstützung sind DeFi-Börsen wie Compound trotz spannender Angebote und guter Renditen für Anfänger nicht zu empfehlen. Es ist wenig verständlich, warum Compound und andere DeFi-Börsen ihre Inhalte nicht verständlicher präsentieren und so mehr Kunden gewinnen.

Es ist außerdem keine Herausforderung, die Menüs in den Sprachen der wichtigsten Märkte, inklusive Deutsch, zu verfassen. Natürlich stehen gegen diese Kritik gute Renditen und die Versprechungen des Decentralised Finance. Aber, siehe Einstiegsatz, kann die Exchange selbst für Beginner empfehlenswert sein, aber nur unter folgenden Vorbedingungen:

  1. Eine intensive Auseinandersetzung mit den Eigenschaften des Decentralised Finance
  2. Sorgfältiges Studium der Merkmale der jeweiligen Börse
  3. Ausgeprägtes Risikobewusstsein bei der Nutzung unregulierter Dienstleister
  4. Belastbares Gesamtkonzept für die Anlage von Kryptos, das über die alleinige Nutzung von DeFi-Börsen hinausgeht

Wir unterstützen Dich bei jedem dieser Schritte. Melde Dich jetzt in unserem Mitgliederbereich an.