Memecoin: Ist nicht witzig, Alter?

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Beim Geld hört der Spaß meistens auf. Das mag für Fiatgeld gelten, nicht aber für eine besondere Kategorie Kryptowährungen. Die Rede ist von den sogenannten Memecoins. Der Name leitet sich von den beliebten Mems ab, also Bild- oder Videodateien, die im Internet kursieren und meist einen humoristischen Hintergrund haben. Entsprechend sind Memecoins Kryptos, die auf satirischen Internet-Memes basieren. Wie der Spaßcharakter mit dem Vertrauen einhergeht, die Währungen nun mal benötigen, haben wir uns mal etwas genauer angeschaut.

Eine kurze Geschichte: Ein grinsender Hund stand am Anfang

Woher stammt das seltsame Phänomen der Memecoins?

Alles begann mit dem Dogecoin, dem ältesten und bisher erfolgreichsten Vertreter dieser Währungen. Die beiden Programmierer Billy Markus und Jackson Palmer veröffentlichten die Währung am 13. November 2013. Der Token basiert auf dem Doge (Doge = Dog = Hund) – Meme, das einen Hund der Rasse Shiba Inu und rudimentäre Sprachfetzen in der bei Grafikern verpönten Schrift Comic Sans MS zeigt. Ursprünglich als Spaßwährung geplant, nahm ihr Verlauf eine andere Richtung. Dogecoin entwickelte sich überraschenderweise zu einer eigenständigen Kryptowährung mit einer lebendigen Gemeinschaft und inspirierte weitere Projekte dieser Art.

Im Laufe der folgenden Jahre wurden zahlreiche Memecoin aus der Taufe gehoben; einige verschwanden in der Versenkung, andere setzen sich durch und existieren bis heute. Der Erfolg einzelner Coins wie Shiba Inu (SHIB) oder Safemoon (SAFEMOON) basierte u.a. auf dem Zusatznutzen, den sich Investoren vom Kauf der Token versprachen. Safemoon beispielsweise zielt darauf ab, Investoren durch eine Transaktionssteuer zu belohnen, die auf die Inhaber der Token verteilt wird.

Trotz ihres überraschenden Erfolgs bleiben die Memecoin umstritten. Kritiker weisen darauf hin, dass Memecoin oft wenig bis gar keine reale Anwendbarkeit haben und Investoren anziehen könnten, die nur auf schnelle Gewinne aus sind, ohne die Technologie oder die zugrunde liegenden Konzepte zu verstehen. Auch der Erfinder des Ur-Memecoin, Jackson Palmer, ist mit der Zeit zu einem der schärfsten Kritiker des Konzepts Krypto geworden. Dazu trugen Hacks, Betrügereien sowie Kapitalverschwendung bei. Allerdings ist seine Erfindung mit einer Marktkapitalisierung von über zehn Milliarden USD längst kein Witz mehr.

Abspaltungen, Forks, Derivate: die Technik hinter den Memecoins

Viele Memecoins basieren auf Abspaltungen (Forks) von bestehenden Blockchains.

So ist Dogecoin gleichsam der Urenkel von Bitcoin; drei Forks von BTC über Litecoin und Luckycoin führen zu Dogecoin. Daher werden die Coins auch nach dem Proof-of-Work-Verfahren gemined. Der im April 2023 eingeführte PEPE Coin, der auf dem Meme „Pepe the Frog“ beruht, ist ein klassischer ERC 20-Token, der auf der Ethereum-Blockchain beruht. Im Gegensatz zu DOGE, der inflationär angelegt ist, also unbegrenzt geschaffen werden kann, hat PEPE ein eingebautes Halving. Jede Transaktion verbrennt eine kleine Anzahl der Token. Diese Verknappung wird absehbar zu einer Wertsteigerung führen.

Auch Shiba Inu (SHIB) ist ein ERC 20-Token, der wie sein Konkurrent PEPE von den Vorteilen von Ethereum profitiert: schnelle Transaktionen, Dezentralität, Nutzung von dApps und Smart Contracts. Im Gegensatz zu Dogecoin fußt die Erschaffung von SHIB-Coins auf dem Proof-of-Stake-Verfahren, das nur einen Bruchteil der Energie benötigt wie die Bitcoin-Blockchain.

Jenseits des Internethumors: Warum Memecoins?

Hinter dem Spaß, der eine Motivation bei der Schaffung dieser Kategorie war, hat sich in den letzten Jahren eine durchaus ernst zu nehmende Währungsgattung entwickelt, die – je nach verwendeter Technologie – diverse Vorteile hat. Hier sind einige davon:

  1. Starke Communitys
    Hinter vielen der Memecoin stehen Gemeinschaften, die sich per Social-Media-Kanäle organisieren und die Entwicklung der Währungen begleiten und nicht selten vorantreiben. Aus dieser Ecke kommt so viel Unterstützung, dass einige Projekte ihre Existenz dieser Communitys zu verdanken haben.
  2. Innovative Ansätze
    Die Betreiber einiger Memecoin-Projekte haben innovative Konzepte eingeführt, die unter anderem Belohnungen für Inhaber vorsehen oder einzigartige Tokenomics-Modelle eingeführt haben. So fördern die Verantwortlichen neue Ansätze in der Kryptowelt.
  3. Einfacher Einstieg
    Viele Memecoin sind nach dem ersten Roll-out relativ günstig und bieten ein niedrigeres Einstiegsfenster für Investoren im Vergleich zu teureren Kryptowährungen wie Bitcoin.
  4. Virale Verbreitung
    Aufgrund ihres teilweise anarchischem Humors verbreiten sich Memecoins oft viral auf sozialen Medien und anderen Plattformen. Diese Eigenschaft führt häufig zu einer breiteren Bekanntheit.
  5. Lernmöglichkeiten
    Memecoins bieten Menschen, die neu in der Welt der Kryptowährungen sind, eine Möglichkeit deren Grundlagen zu erlernen. So können Krypto-Rookies finanziell überschaubare Experimente wagen, die im Schadensfall nur zu geringen Verlusten führen.

Licht und Schatten

Aber natürlich haben Memecoin nicht nur Licht-, sondern auch einige Schattenseiten, die wir nicht verschweigen dürfen:
  1. Hohe Volatilität
    Memecoins sind oft deutlich volatiler als andere Digitalwährungen. Diese Preisschwankungen können zu hohen Gewinnen, aber auch bei riskantem Anlageverhalten zu erheblichen Verlusten führen.
  2. Der Humorfaktor
    Sicher, der Internethumor ist die Grundlage der meisten Memecoin. Allerdings ist eine Folge dieser besonderen Ausrichtung, der Konzeption als Scherz oder Parodie, häufig nicht ausreichend vorhandene technologische oder finanzielle Grundlagen.
  3. Fehlende Fundamentaldaten
    Im Gegensatz zu Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum fehlen Memecoins oft Fundamentaldaten, die Anlegern bei der Bewertung ihrer Wertentwicklung helfen könnten.
  4. Risiko von Pump-and-Dump
    Aufgrund ihrer Volatilität sind Memecoins anfällig für Pump-and-Dump-Situationen, bei denen der Preis künstlich erhöht wird, um kurzfristige Gewinne abzuschöpfen. Auch die Kommentare von Elon Musk sind dazu geeignet, den Markt kurzfristig nach oben zu beeinflussen. Der Sturz ist dann umso tiefer.
  5. Viele ähnliche Projekte
    Viele Memcoin-Projekte werden gestartet, nur wenige sind langfristig und nachhaltig. Auch hierin liegt eine Gefahr für Anleger, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Bekannte Memecoin im Kurzporträt

Wir können und wollen im Rahmen unserer Plattform keine einzelnen Währungen als Anlageobjekt empfehlen. Deshalb nimm diese Aufzählung auch nicht als Anlagetipp, sondern als Kurzporträts, um die Kryptos ein wenig besser kennenzulernen. Naturgemäß können wir hier nur wenige Coins beschreiben, derzeit bestehen über 1000 aktive Projekte. Viele davon beziehen sich bereits im Namen auf Dogecoin, Shiba Inu oder Pepe. So persiflieren die Schöpfer die Marktführer mit Bezeichnungen wie Dogelon Mars, Doge Killer, VITA INU oder Pepe2.0.

Dogecoin: Den Token mit dem grinsenden Hund stand am Anfang dieser Kategorie, wir haben ihm ein ausführliches Porträt gewidmet.


Shiba Inu: Noch ein Shiba im Logo des Coins. Auch über diesen Token findest Du einen eigenen Beitrag.

Floki: Im Ranking der Memecoins liegt Floki bei der Marktkapitalisierung mit 180 Millionen USD weit hinter Pepe (460 Millionen USD, Stand 08/23). Auch Floki ist ein ERC-20-konformer Token, dessen Logo von Elon Musks Hund namens Floki (natürlich auch ein Shiba Inu) inspiriert wurde. Der Token wurde im Juni 2021 gelaunched; ein Teil der Gewinne geht in den Bau von Schulen.

Baby Doge Coin: Mit im Niedlichkeitsrennen hat sich Baby Doge Coin platziert. Tatsächlich hat sich die im Frühjahr 2021 gestartete Währung mittlerweile einen Platz unter den Top 5 der Memecoins erkämpft. Von BABYDOGE sind astronomische 295 Billiarden Coins im Umlauf, 125 Billiarden wurden durch einen Coin Burn vernichtet. Trotz dieser hyperinflationären Menge beläuft sich die Marktkapitalisierung auf über 800 Millionen USD.


Pepe: Ein bekanntes Internetmeme zeigt den Frosch Pepe, einen menschenähnlichen Frosch, den der Comiczeichner Matt Furie 2005 aus der Taufe gehoben hatte. Seit Mitte April 2023 ist ein gleichnamiger Token auf dem Markt. Es handelt sich bei PEPE um einen klassischen Ethereum ERC 20-Token, der von der Sicherheit und den hohen Transaktionsgeschwindigkeiten der gleichnamigen Blockchain profitiert. Bei jeder Transaktion wird ein kleiner Teil der Umlaufmenge verbrannt, sodass eine starke Verknappung entsteht und der einzelne Coin im Wert steigt.