Crypto Crime – Willkommen auf der dunklen Seite

6. Februar 2024 | Kryptos & Crime | Update: 06/02/2024

Long Story Short

Eines der Hauptargumente, das Gegner der digitalen Währungen vorbringen, ist, neben ihrer unbestreitbaren Volatilität, deren Verwendung in kriminellen Delikten. So werden Kryptos nicht nur häufig als Zahlungsmittel bei Erpressungen durch Ransomware verwendet, sondern auch bei illegalen Käufen von Drogen oder Waffen im Darknet. Auch wenn die Zahlen im Jahr 2023 rückläufig sind, werden die Coins gerne bei Hacks von Kryptobörsen erbeutet. Und last but not least sind betrügerische Anlagegeschäfte und Schneeballsysteme mit Kryptos ein ernstes Problem. Alles gute Gründen für eine straffe Regulierung oder gar ein Verbot? Schauen wir uns die Fakten an.
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Beliebt bei Digital Natives und Kriminellen

Der typische Krypto-User ist jung, gut verdienend und hoch qualifiziert. Ganz sicher aber ist er oder sie nicht kriminell.

Dieses Merkmal trifft nur auf eine kleine Minderheit zu. Was jedoch beide Gruppen eint, ist die Wertschätzung einiger der Eigenschaften der Kryptos. So macht die Anonymität, oder besser gesagt, Pseudonymität der Blockchain den Ermittlern das Leben schwer, wenn es darum geht, die Identität der Täter zu ermitteln. Auch die Rückverfolgung von Transaktionen ist aufgrund der Dezentralität erschwert.

Als Zahlungsmittel, das weder an Ländergrenzen noch an Orte gebunden ist, ermöglichen Kryptos den grenzenlosen Geldverkehr; auch eine Besonderheit, die für Kriminelle reizvoll ist. Dazu passieren Transaktionen mit Kryptowährungen in Echtzeit, ein Vorteil, wenn die Zeit knapp und die Aktion heikel ist. Zu guter Letzt ist es die fehlende Regulierung in vielen Ländern, die kriminelles Verhalten nach Meinung einiger Experten fördert. Hier könnte man jedoch einwenden, dass es weniger die juristischen Umstände sind als die intrinsischen Eigenschaften der Kryptos, die Kriminellen entgegenkommen.

Betrug, Erpressung, kriminelle Geschäfte

Sicher, Fälle von Kriminalität, an denen Kryptowährungen in welcher Form auch immer beteiligt sind, sind alles andere als rar. Die Kriminalstatistiken weisen allerdings aus, dass einige Formen der Cyberkriminalität mit Kryptos rückläufig sind, andere jedoch zulegen. Grundsätzlich unterscheiden Experten diese Formen von Kriminalität:

Erpressungen durch Ransomware

Von diesem Delikt spricht man, wenn ein Angreifer die Festplatten einer Institution von außen, etwa durch einen Trojaner, verschlüsselt. Der Erpresser entschlüsselt die Daten nur gegen die Zahlung eines Lösegelds. Auf diese Weise können Menschenleben gefährdet werden, wenn etwa ein Krankenhaus Opfer eines solchen Angriffs wird.

Diebstahl durch Hacker

Im Jahr 2022 wurden insgesamt 3,8 Milliarden USD in Kryptos gestohlen. Vor allem für den nordkoreanischen Staat ist diese Form von Diebstahl eine lukrative Einnahmequelle.

Kryptos als Zahlungsmittel für illegale Geschäfte

Die Anonymität der Coins verführen Kriminelle aller Art, die Token als Zahlungsmittel einzusetzen. So waren zum Beispiel auf Silk Road, dem bekanntesten Marktplatz für Drogen und Waffen im Darknet, Bitcoin die bevorzugte Währung. Von der kalabrischen Mafia, der ’Ndrangheta, ist bekannt, dass sie für Kokaingeschäfte Kryptowährungen einsetzt.

Betrug mit Kryptos

Hier ist der Fantasie keine Grenze gesetzt. Von gefälschten NFTs über Fake-Investmentfirmen bis hin zum sogenannten Romantik – Betrug, bei dem der Täter vorgibt, in das Opfer verliebt zu sein und es zu Zahlungen in Kryptos überredet, kommt nahezu jede Betrugsform vor. Auch OneCoin, das Schneeballsystem der selbst ernannten „Krypto-Queen“ Ruja Ignatova gehört in diese Kategorie.

Betrügerischer Bankrott

Eine Sonderform des Betrugs ist der bekannteste Fall des Jahres 2022, der Bankrott der Kryptobörse FTX. Deren CEO Sam Bankman-Fried wird vorgeworfen, Kundengelder in großem Stil veruntreut zu haben. So soll der Gründer des Unternehmens eine Fluglinie dafür bezahlt haben, Amazon-Pakete auf die Bahamas zu bringen, die keinen eigenen Lieferservice haben.

So entwickelte sich das Crypto Crime zwischen 2019 und 2022

Wie erwähnt, haben sich die verschiedenen Delikte in den letzten Jahren recht unterschiedlich entwickelt.

Während die Beute von Ransomware-Erpressern von 2021 auf 2022 stark zurückging – von 766 auf 457 Millionen USD, wurden deutlich größere Summen mithilfe von Kryptos gewaschen.

Waren es 2019 11,8 Milliarden USD, so stieg der Betrag vier Jahre später auf fast 24,00 Milliarden USD. Während dieses Zeitraums haben sich die Erträge durch Kryptobetrug von 10,00 Milliarden auf 5,9 Milliarden USD fast halbiert. Die Beute von Hackern betrug 2022 umgerechnet 3,8 Milliarden USD.

Der Rückgang bei der Ransomware-Erpressung kann unterschiedliche Faktoren haben. Einmal sind immer weniger Opfer bereit, die Erpresser zu bezahlen; so weigern sich ca. 60 Prozent der angegriffenen Institutionen, der Erpressung nachzugeben. Auch scheint das Bewusstsein für Gefahr gewachsen zu sein und Abwehrmaßnahmen zu funktionieren. Allerdings ist bei den gefallenen Zahlen auch zu beachten, dass der Wertverlust des Kryptowinters des vergangenen Jahres seine Spuren hinterlassen hat.

Alles eine Frage der Perspektive

Betrachtet man den kompletten Finanzsektor, so ist der Schaden durch Betrügereien, Hacks und Erpressung auf dem Kryptomarkt mit Abstand am größten. Die Zahlen relativieren sich jedoch, betrachtet man den Gesamtmarkt, der selbst nach den Verlusten des vergangenen Jahres ein Volumen von einer Billion USD aufweist.

Dazu kommt, dass manche Betrüger aus dem konventionellen Investmentbereich als Einzelpersonen riesige Schäden verursachen. So hat allein Bernie Madoff im Schatten der Subprime-Krise von 2008 – durch die er letztlich aufflog – geschätzte 64 Milliarden Dollar veruntreut. Im Fall des Betrügers Allen Stanford, Vorstand einer gleichnamigen Bank aus Texas, waren es immerhin sieben Milliarden Dollar, für die Stanford im Jahr 2012 zu 110 Jahren Gefängnis verurteilt wurden.