Fünf wichtige Köpfe aus der Kryptowelt

1. Februar 2024 | Personen | Update: 02/02/2024

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Bedeutende technologische Fortschritte werden immer seltener von Einzelnen, sondern von Teams erzielt. Nichtsdestotrotz stechen auch heute noch besonders begabte Menschen hervor, die bahnbrechende Ideen umsetzen. Fünf dieser Personen möchten wir Dir in diesem Blogbeitrag näher bringen. Dabei beziehen wir uns nicht nur auf Tech-Pioniere, sondern auch diejenigen, deren Beitrag oder Fehlverhalten einen nachhaltigen Impact auf die Kryptowelt hatten. Wenn wir hier also einen Sam Bankmanager-Fried porträtieren, dann in erster Linie, weil seine Taten den Kryptomarkt Milliarden von Dollar und einen unschätzbaren Vertrauensverlust gekostet haben.
Fünf wichtige Köpfe aus der Kryptowelt
Lukas Biero | Pixabay

Satoshi Nakamoto

Gleich bei unserer ersten Person können wir nicht sagen, ob es sich um eine Frau, einen Mann oder eine Personengruppe handelt. Nakamoto ist ein Pseudonym. Dahinter steckst der/die Erfinder der Kryptos-Weltleitwährung Bitcoin, der ältesten und werthaltigsten Kryptowährung überhaupt.

Unter dem japanischen Namen wurde 2009 das Whitepaper veröffentlicht, das die technische Beschreibung der digitalen Währung enthielt. Eine Reihe von Personen wird verdächtigt, der mysteriöse Bitcoin-Initiator zu sein.

Die Wikipedia listet nicht weniger als zwölf verschiedene Männer auf, die aus verschiedenen Gründen die reale Person hinter Nakamoto sein sollen. Allerdings sind einige dieser mehrheitlich Informatiker entweder verstorben oder aber dementieren vehement, der BTC-Erfinder zu sein.

Naturgemäß ziehen Figuren wie Nakamoto Investigationsjournalisten und Medien an, die den Sensationshunger der Massen stillen wollen. Gerade erst Ende Juni 2023 haben der Fernsehsender CBC und die Produktionsfirma All3Media eine Dokumentation mit dem Namen „Searching For Satoshi: The Mysterious Disappearance of the Bitcoin Creator“ vorgestellt. Der Titel bezieht sich auf die Tatsache, dass sich Nakamoto vor der Veröffentlichung des Whitepapers regelmäßig zu Wort gemeldet hat, seit April 2011 jedoch schweigt und keine Spur mehr von ihm zu finden ist.

Entsprechend dünn sind die Tatsachen, die man über Satoshi Sakamoto weiß. Dazu gehören seine Eigenart, in britischem Englisch zu schreiben, obwohl ein US-Amerikaner hinter dem Pseudonym vermutet wird, sein deutsches GMX-Konto für Emails und ein wahrscheinlich fiktives Geburtsdatum 5. April 1975.

Wäre Nakamoto ein real existierender Mensch, dessen Identität bekannt ist, wäre er sicher längst mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet worden. Leider vergibt die schwedische Zentralbank den Preis nur an Menschen mit zweifelsfreier Identität.

Vitalik Buterin

Buterin ist einer der Köpfe hinter Ethereum, Softwareentwickler und Autor zahlreicher Artikel für das Bitcoin Magazine, dessen Gründer und leitender Redakteur er ist. Der Russo-Kanadier wurde am 31. Januar 1994 in Russland geboren und wanderte im Alter von sechs Jahren mit seinen Eltern nach Kanada aus.

Er erwies sich als hochbegabt, besuchte eine entsprechende Klasse und im später eine Privatschule. Sein Vater, ein Informatiker, machte ihn mit dem Thema Kryptowährungen bekannt und setze damit den Startpunkt einer Entwicklung, die später in der Programmierung von Ethereum münden sollte.

Das Whitepaper zu dem Ökosystem mit dem Titel „Ethereum: A Next Generation Smart Contract & Decentralized Application Platform“ veröffentlichte er 2013, das Studium der Informatik brach er 2014 ab, um sich der Realisierung der Blockchain sowie der Währung Ether widmen zu können.

Dabei hatte er die Unterstützung seiner zwei Mitstreiter Gavin Wood und Joseph Lubin. Auf das Jahr 2018 fiel die Ehrendoktorwürde durch die Universität Basel im Fach Wirtschaftswissenschaften.

Auch als mehrfacher Milliardär – die genaue Höhe seines Vermögens ist nicht bekannt – entwickelt er als Chief Scientist das Ethereum-Ökosystem stetig weiter. The Merge, die Wandlung der Blockchain von Proof-of-Work zu Proof-of-Stake hat er erfolgreich bewältigt, nun sieht er laut Keynote auf einer Ethereum-Entwicklerkonferenz seine Aufgabe darin, die Transaktionen auf Ethereum zu beschleunigen und die Blockchain höher skalierbar zu machen.

Buterin spricht sechs Sprachen, zu denen auch Deutsch zählt und ist für sein philantropisches Engagement bekannt. So unterstützt er beispielsweise den ukrainischen Staat seit dem russischen Überfall im Februar 2022, spendete an Hilfswerke zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie sowie an verschiedene Forschungsinstitute.

Changpeng Zhao (CZ, 赵长鹏)

Zumindest für die us-amerikanische Börsenaufsicht ist Changpeng Zhao ein rotes Tuch, schließlich bekämpft die Behörde die Welt der digitalen Währungen, wo sie kann und der Chef der weltgrößten Kryptobörse Binance ist ein Boss-Gegner. Dabei ist er tatsächlich nicht unumstritten.

Als Fan von Elon Musk teilt der dessen Hang zu ausgiebigem Twittern und genau wie der Tech-Pionier beeinflusst er den Kryptomarkt per Twitter. Nicht verwunderlich, dass er bei Musks Übernahme von Twitter eine halbe Milliarden USD beisteuerte. Der CEO von Binance begründet sein Engagement mit der Aufrechterhaltung der Redefreiheit.

CZ, wie er meist genannt wird, wurde 1977 geboren. Er stammt aus Jiangsu, China, seine Familie musste jedoch auswandern, weil der Vater vor dem kommunistischen Regime in Ungnade gefallen war. Um sich und seine Eltern über Wasser zu halten, nahm der junge Changpeng in seiner neuen Heimat Kanada jeden Job an. Früh zeigte sich sein technisches Verständnis, er studierte Informatik an der Universität Montreal und entwickelte später Hochgeschwindigkeitssysteme für den Terminhandel. 2013 begann er sich für Kryptos zu interessieren, wurde Chefentwickler bei blockchain.com, einer frühen Kryptobörse.

Im Jahr 2017 gründete er Binance und entwickelte die Börse innerhalb eines knappen Jahres zum Handelsplatz mit dem größten Handelsvolumen. Entsprechende Sprünge machte auch sein Vermögen, allerdings in beide Richtungen. Wurde er im Mai 2022 noch mit 65 Milliarden USD bewertet, schrumpften aufgrund des Kryptowinters seine Assets in fünf Monaten auf 17 Milliarden USD.

Sam Bankman-Fried

Wo es Helden und Pioniere gibt, muss es auch Schufte und Scharlatane geben, die auf fahrende Züge springen. Eine Mischung aus beidem ist Sam Bankman-Fried, der die Börse FTX im November 2022 in einen mutmaßlich betrügerischen Bankrott geführt hat, geflohen ist und sich nach einem kurzen Ausflug auf den Bahamas wieder in den USA befindet.

Dort sitzt er, durch eine elektronische Fußfessel überwacht, in seinem Elternhaus in Palo Alto, nachdem er eine Kaution von 250 Millionen USD hinterlegt hat. Dort wartet er auf das Ende seines Prozesses, der im Januar 2023 begonnen hat.

Bankman-Fried wurde 1992 in eine Intellektuellenfamilie in Standford, Kalifornien geboren. Die Eltern waren beide als Juraprofessoren an der dortigen Eliteuniversität angestellt. Ihr Sohn hat sein beachtliches Talent am MIT unter Beweis gestellt, wo er seinen Abschluss 2014 als Physiker machte.

Danach verdingte er sich als Trader bei Jane Street Capital, bevor er 2017 den Kryptohändler Almeda Research und 2019 die Kryptobörse FTX gründete. SBF, wie er sich selbst gerne nennt, nahm durch seine Gründungen und das dort akkumulierte Kapital einen kometenhaften Aufstieg.

FTX wurde zwischenzeitlich mit einem Wert von 30 Milliarden USD bewertet und war damit doppelt so wertvoll wie die Deutsche Bank. Zahlreiche Experten prophezeiten, dass Bankman-Fried der Billionär der Neuzeit werden würde. Niemand konnte oder wollte aber ahnen, dass nahezu alles an ihm Fassade war. Sein Auftreten sollte wohl Exzentrik ausstrahlen, wenn er als einer der reichsten Menschen der USA in verwaschenen T-Shirt, Shorts und mit uraltem Auto auftauchte.

Sein Einsatz für Wohltätigkeitsorganisationen, seine Spenden an die Demokraten – er war zweitgrößter privater Spender der Biden-Kampagne 2020 – und sein Veganismus waren wohl das, was man heute virtue signalling nennt, also das demonstrative Zurschaustellung moralischer Werte. Nun, diese Fassade dürfte nachhaltig zerstört sein.

Blythe Masters

Die ehemalige Investmentbankerin fällt in dieser Aufzählung stark aus dem Rahmen. Weder ist sie eines der oben porträtierten Krypto-Wunderkinder noch die Gründerin einer Börse oder eines Finanzdienstleisters. Wenn sie in dieser Aufzählung auftaucht, dann, weil Masters ein Stück jüngerer Finanzgeschichte geschrieben hat und später in die Kryptowelt eingetaucht ist.

Dabei ist ihr Beitrag zur Ökonomie recht unrühmlich und der Schaden, den ihre Erfindung angerichtet hat, übertrifft die Pleite von FTX um ein Vieltausendfaches. Blythe Masters gilt als die Mutter der sogenannten Credit Fault Swaps, einem Finanzinstrument, dass großen Anteil an der weltweiten Finanzkrise 2008 hatte, die nach Schätzungen der Commerzbank ca. 10 Billionen Dollar Kapital vernichtet hat. Warren Buffet, der berühmte Investor, nannte die CDS „Weapons of Mass Destruction“, also Massenvernichtungswaffen.

Masters wurde 1969 in Oxford, England, geboren. Sie absolvierte die Cambridge University im Fach Volkswirtschaftslehre 1991 und zog drei Jahre später nach New York, um in der Firmenzentrale der Investmentbank JP Morgan Chase zu arbeiten. Dort verantwortete sie den Posten einer Finanzchefin der Investmentsparte von 2004 bis 2009. Die Finanzkrise von 2008 hat ihre Karriere trotz ihrer Rolle bei der Einführung der CDS nicht gebremst, denn ab 2009 gehörte die Bankerin zum Executive Committee der Bank.

2014, nach 24 Jahren, verließ Masters JP Morgan Chase, um das Tech-Start-Up Digital Asset Holdings zu gründen, übrigens unter anderem mit Kapital ihres ehemaligen Arbeitgebers. Der neue Player konzentrierte sich auf Blockchain-basierte Finanzdienstleistungen, Masters galt als „Blockchain-Diva“, bis sie Ende 2018 ihren Job „aus persönlichen Gründen“ an den Nagel hing und Digital Asset verließ.