KI + Kryptos = die Hochzeit im Himmel?

1. Februar 2024 | Kryptos & KI | Update: 08/02/2024

Long Story Short

Künstliche Intelligenz ist spätestens seit dem Erfolg von ChatGPT in aller Munde. Hatte der Sprachbot beim Erscheinen der ersten, öffentlich zugänglichen Version im November 2022 seine erste Millionen User, so ist die Zahl innerhalb von zwei Monaten anfangs des Jahres 2023 auf einhundert Millionen Nutzer explodiert. Seitdem haben sich nicht nur die Anwenderzahlen vervielfacht, sondern auch die Gebiete, auf denen KI genutzt wird. Eines davon ist die Blockchain, ein anderes die Kryptowährungen. Wir schauen uns an, ob die riesigen Vorschusslorbeeren gerechtfertigt sind.
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Viarami | Pixabay

Was ist eigentlich diese KI?

Die Frage ist berechtigt, nur stellt sie kaum jemand. Wir sind kaum in der Lage, menschliche Intelligenz befriedigend zu definieren, geschweige denn eine Erklärung zu liefern, was künstliche Intelligenz eigentlich ist. Wenn wir den ganzen Hype beiseitelassen, die Euphorie und die Hysterie für einen Moment vergessen, dann verfügen KI-Systeme allenfalls über Teile einer simulierten Intelligenz.

Nüchtern betrachtet, sind das vor allem Muster- und Spracherkennung sowie unterschiedliche Lernprozesse. Weder zeichnet sich eine Machtübernahme der Maschinen à la Terminator ab, noch Massenarbeitslosigkeit unter Akademikern, deren Jobs nun von KIs übernommen werden. Um insbesondere wirklich gute Texte zu schreiben, fehlt es den Programmen an Kreativität, für die inhaltliche Korrektheit an Urteilsvermögen, welche Quelle vertrauenswürdig ist und welche nicht. Hier liegt einer der Gründe, warum die Ergebnisse, die ChatGPT herausgibt, mit äußerster Vorsicht zu genießen sind. Zu viele der Quellen, auf den sich der Bot bezieht, sind fehlerhaft und seine Ergebnisse können nur so gut sein wie die Fundstellen im Internet, aus denen er seine Fakten bezieht.

Wir müssen nicht so weit gehen wie Noam Chomsky, der Vater der modernen Linguistik, der forderte: „Hören wir dann auf, sie ‚Künstliche Intelligenz‘ zu nennen, und nennen wir sie das, was sie ist und tut, ‚Plagiatssoftware‘, denn sie erschafft nichts, sondern kopiert bestehende Werke bestehender Künstler und verändert sie so weit, dass sie den Urheberrechtsgesetzen des Autors entgeht.“ Betrachten wir die Artificial Intelligence als nützliche Tools, die gerade im audiovisuellen Bereich erstaunliche Ergebnisse hervorbringen, kommen wir der Wahrheit deutlich näher.

Beispiele für Künstliche Intelligenz im Krypto-Kosmos

Anwendungen, die sich auf Kryptos im engeren oder weiterem Sinne beziehen, gibt es viele. Dazu gehören Tools, die Funktionalitäten auf der Blockchain unterstützen, Analyse-Softwares oder auch KI-Token. Dabei machen die Entwickler sich primär die Eigenschaft der KI zunutze, in großen Datenmengen wesentlich schneller und besser Muster zu erkennen als der Mensch.

Hier ein Überblick über aktuell realisierte KI-Software im Bereich Krypto:

KI-Coins sind Kryptowährungen, die sich in nichts von anderen Währungen unterscheiden, die aber in Protokollen eingesetzt werden, die KI verwenden. So wird die Künstliche Intelligenz im Fall von The Graph eingesetzt, um Daten aus Blockchains herauszuziehen und für den Nutzer zu visualisieren. Die Währung GRT wird in diesem Kontext eingesetzt.

Pro Jahr gehen große Werte verloren, weil Verbrecher Wege finden, Anleger um ihre Assets zu bringen. KI wird genutzt, um solche betrügerische Aktivitäten im Kryptowährungsumfeld zu identifizieren. Die Software erkennt kriminelle Transaktionen, Phishing-Versuche und andere Sicherheitsbedrohungen.

Die Optimierung des Portfolio-Managements stellt Anlagestrategen und Anleger vor immer neue Herausforderungen. KI-Tools können helfen, die Krypto-Portfolios zu optimieren, indem sie Diversifikationsstrategien vorschlagen und das Risikomanagement verbessern.

Der hohe Energieverbrauch zahlreicher geminter Währungen wird immer wieder kritisiert. So wird beim Mining KI genutzt, um den Energieverbrauch zu optimieren und die Effizienz von Mining-Operationen zu steigern.

Mustererkennung ist das Stichwort bei vielen der eingesetzten Handelsalgorithmen: KI wird dabei verwendet, um Marktdaten analysieren und automatisch Handelsentscheidungen treffen können.

Die Kryptomärkte sind volatil, ihre Entwicklung hängt von einer Reihe von Variablen ab. Deswegen sind valide Preisprognosen so wichtig. Hier werden KI-Modelle eingesetzt, um die Preisentwicklung zu prognostizieren. Dazu analysieren sie historische Preisdaten, Marktfaktoren und soziale Medien.

Entscheidungen über die richtige Anlagestratege werden nicht im luftleeren Raum getroffen. Stimmungen und Trends entwickeln sich häufig im Netz. Deshalb kommt es auf eine korrekte Sprachanalyse der Nachrichten an. Analysten verwenden KI-basierte Modelle, um Nachrichtenquellen und soziale Medien zu analysieren, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Smart Contracts sind ein vielseitig einsetzbares Tool, dessen Funktionalitäten weit über den Kryptomarkt hinausweist. Die Integration von KI in die DeFi-Welt ermöglicht die Automatisierung von Finanzdienstleistungen wie Kreditvergabe und Handel.

Schließlich verwenden Risikoanalysten KI, um Risiken im Kryptowährungsmarkt zu bewerten. Diese Tätigkeit kann die Identifizierung von Marktrisiken, Cybersecurity-Bedrohungen und anderen potenziellen Gefahren umfassen.

Fazit: Don’t believe the hype.

KI ist aufgrund ihrer Flexibilität, ihren vielfältigen Einsatzgebieten und der deutlichen Überlegenheit in einigen (wenigen) Disziplinen dem menschlichen Denken gegenüber eine ideale Ergänzung. Sie wird sicher in den kommenden Jahren Fortschritte machen, von denen wir nicht zu träumen wagen. Alle relevanten Bereiche von der Medizin über den Maschinenbau bis hin zur Wettervorhersage werden profitieren.

Gegenwärtig aber darf man die Softwares bei allen beeindruckenden Leistung in der Bildmanipulation oder in der Texterstellung nicht mit dem menschlichen Geist vergleichen, der zu ungleich größeren Leistungen bei einem deutlich geringeren Einsatz an Ressourcen fähig ist. Bis artifizielle mit der natürlichen Intelligenz mithalten kann, wird noch einige Zeit vergehen. Es ist wie immer: Don’t believe the hype.