eToro - Die Allrounder-Social-Exchange
Long Story Short
Eigentlich hat eToro, ein Finanzdienstleister mit starkem Fokus auf Social Investing, in unserer Reihe der Kryptobörsen nichts zu suchen. Die Börse bietet eine Reihe von unterschiedlichen Invests an, Kryptowährungen sind allerdings nur eine Assetklasse unter mehreren. Da aber eToro zunehmend im Zusammenhang mit Bitcoin und Co. genannt wird, haben wir das Unternehmen aufgenommen.
Kurzportrait: viele Anlagemöglichkeiten, darunter auch Kryptos
eToro wurde 2007 in Israel gegründet, wo die Börse in Tel Aviv bis heute seinen Sitz hat. Sie bietet über 2000 verschiedene Anlagemöglichkeiten, darunter Gold, Rohstoffe, Aktien, Devisen und eben Kryptos an. Ihr eigentliches Alleinstellungsmerkmal ist das so genannte Copytrading. Darunter versteht man, dass erfolgreiche Profi-Trader ihre Strategien und ihr Portfolio offen legen, damit Einsteiger sich an den professionellen Anlagen orientieren bzw. das gesamte Portfolio kopieren können.
Im Gegensatz zu den Trading-Plattformen, die wir an dieser Stelle besprechen, ist eToro also nicht auf das Traden mit Kryptos spezialisiert. Das ist, wie wir noch zeigen werden, ein Problem vor allem für Anfänger, die sich auf Kryptowährungen spezialisieren möchten.
Kosten: Gebührenordnung intransparent, für Daytrader zu teuer
Zunächst einmal ist die Konteneröffnung bei eToro kostenlos, was allerdings kein Alleinstellungsmerkmal ist, sondern von vielen Plattformen so gehandhabt wird. Ansonsten ist die Preisstruktur unübersichtlich. Die minimale Einzahlung liegt bei 50 USD (entspricht ungefähr 47 Euro), die minimale Auszahlung bei 30 USD. Bei den Einzahlungen liegt der Betrag deutlich über denen der Wettbewerber, die in der Regel eine niedrige einstellige Summe zur Einzahlung zulassen.
Dazu kommt die Umrechnungsgebühr. Da die Konten in US-Dollar geführt werden, verlangt eToro die Gebühr für die Umrechnung von Dollar in Euro. Die Werteinheit heißt Pips. Wird eine SEPA-Überweisung ausgeführt, verlangt die Börse 50 Pips, bei Einzahlungen per Kreditkarte 150 Pips. Ein Pip ist die kleinste Einheit der Veränderung eines Wechselkurses. Bewegt sich bei einem Währungspaar wie Dollar und Euro der Dollar in der vierten Nachkommastelle um einen Wert nach oben oder unten, so sprechen wir von einem Pip (Beispiel: der USD bewegt sich von 1,1101 EUR auf 1,1102 EUR).
Auch bei der Auszahlung ist eToro restriktiv, denn die Konkurrenten lassen entweder niedrigere Summen zu oder verzichten ganz auf eine Untergrenze. Während bei der SEPA-Einzahlung keine Gebühr erhoben wird, ist die Auszahlung mit saftigen fünf EURO belegt. Ähnlich teuer sind die Auszahlungen per Kreditkarte bepreist, hier fallen ca. zwei Prozent Gebühren an.
Zu der intransparenten Preisstruktur kommen andere Hürden, anders ausgedrückt: Auszahlungen scheint eToro verkomplizieren zu wollen, anders sind die Bedingungen nicht zu erklären. Die gekauften Bitcoin kannst Du per Kreditkartenkauf erst nach 60 Tagen in Deine Wallet transferieren.
Wenn Du hingegen per Banküberweisung einzahlst - was aber erst ab 500 USD funktioniert - hast Du die Möglichkeit, direkt einen Transfer zu machen. Du musst für den Kauf der Kryptowährung allerdings mindestens 300 USD investieren. Vorher kannst Du Deine Coins nicht in Deine eigene Wallet verschieben. Ein weiterer Nachteil: Falls Du Dein Konto zwölf Monate ruhen lässt, erhebt eToro eine Gebühr von zehn USD pro Monat.
Zwischenfazit Kosten: Für das Daytrading sind die Gebühren zu hoch, die Preisstruktur ist gerade für Anfänger schwer zu durchschauen, die Inaktivitätsgebühr ist unseres Erachtens nach überflüssige Geldmacherei.
- Erstellung Account: kostenlos
- Minimale Einzahlung: 47 EUR / 50 USD
- Minimale Auszahlung: 30 USD
- Gebühren Einzahlung (SEPA): kostenlos
- Gebühren Auszahlung: 5 USD
- Gebühren Einzahlung (Kreditkarte): kostenlos
- Gebühren Auszahlung (Kreditkarte): ca. 2 Prozent
- Minimaler Kaufbetrag: 10 USD
Menge an gehandelten Währungen: zu gering
Stand Mai 2022 lassen sich 63 Währungen von der eToro Trading-Plattform kaufen. Die Wallet umfasst nur sieben verschiedene Kryptowährungen. Wir haben an verschiedenen Stellen erklärt, warum gerade Anfänger im Krypto-Trading Börsen bevorzugen sollten, die möglichst viele verschiedene Währungen führen.
Zu den Gründen gehören Diversifikation – die Verteilung der Invests auf verschiedene Währungen, die Balance zwischen sicheren und riskanten Anlagen, was zur Fehlerreduktion führt, und Kosten mindert, die durch überflüssige Transaktionen und deren Gebühren entstehen. All diese Voraussetzungen kann eToro nicht erfüllen, da die Anzahl der angebotenen Kryptos definitiv zu gering ist.
Webseite: klar, gut geordnet, übersichtlich
Der erste Eindruck von der Seite: übersichtlich, transparent, einfach. Die Übersetzung der gesamten Seite ins Deutsche erleichtert Tradern hierzulande den Start. Die Konteneröffnung ist ebenfalls eine simple Angelegenheit. Auf der Startseite findet sich unter Topmärkte/Kryptowährungen eine Übersichtsseite, die die üblichen Informationen wie Kursübersichten oder stark steigende und fallende Währungen sowie Trend-Kryptos anbietet. Ein Algorithmus gibt Empfehlungen, ob der Kunde die Coins halten, kaufen oder abstoßen sollte.
Daneben präsentieren sich, typisch für eToro, Profi-Anleger mit einem Fokus auf Kryptos. Gemäß des Alleinstellungsmerkmals der Börse können Anleger die Strategie dieser erfolgreichen Trader studieren und kopieren. Außerdem bietet die Seite den Zugang zu Krypto-Portfolios, bei denen Kryptowährungen den Hauptanteil an den Assets bilden. Auch die Strategien dieser Portfolios kann der Nutzer des Angebots für sich adaptieren. Jede Seite/Unterseite ist logisch aufgebaut, die Texte laienverständlich.
Funktionen: eingeschränkt nutzbar, für Anfänger wenig geeignet
Grundfunktionen und -features, die jede Seite auf der Kryptos gehandelt werden, enthält, sind, wenn auch eingeschränkt, vorhanden. So findet sich ein Demokonto, mit dessen Hilfe virtuelle Transaktionen möglich sind, was für Anfänger eine sinnvolle Funktion darstellt. Ein Sparplan hingegen fehlt. Sparpläne bieten eine feste, regelmäßige Einlage über einen definierten Zeitraum mit bestimmten Währungen. Auf diese Weise machst Du Dich weniger abhängig vom Marktgeschehen.
Ein anderes Beispiel: die Wallet (hier eToro Money genannt), die digitale Konto-Geldbörsen-Kombination. eToro bietet eine eigene Wallet an, die allerdings nur für das Smartphone verfügbar ist. Über die Funktion können die Währungen verschickt werden, allerdings zu einer Gebühr von 0.5%, die im Vergleich sehr teuer ist. Die Kryptoassets über die Webseite zu verschicken ist nicht möglich.
Das Beispiel Wallet beweist, dass eToro nicht dafür konzipiert wurde, mit Kryptowährungen zu arbeiten; wäre das so, hätten die Betreiber der Börse eine Hot Wallet auf die Seite integriert. Dazu kommt, dass der Kunde die gekauften Währungen manuell in eine Wallet transferieren muss, was erst ab einem Betrag von ca. 300 USD möglich ist. Darüber hinaus werden nur wenige Kryptowährungen angeboten, die in der mobilen Wallet gespeichert werden können.
Das „Killerfeature“ von eToro ist die Verschränkung der Handelsfunktion mit den Funktionen eines sozialen Netzwerks. Hier interessiert uns aber nur das Copytrading, bei dem neue Kunden die Strategien erfolgreicher Trader übernehmen können. Dieses Angebot ist sicher bei anderen Assets wie Aktien oder Rohstoffen eine erfolgversprechende Taktik, bei dem sehr volatilen Kryptomarkt hingegen, der starken Schwankungen unterliegt, erscheint uns dieses Vorgehen zu risikobehaftet, zumal für Anfänger. Man muss das Anlage- und Handelsprinzip Kryptos verstanden haben, um eine gute von einer wenigen guten Anlagestrategie unterscheiden zu können. Blindes Kopieren kann im Zweifel zu schnellen Verlusten führen, die unnötig sind.
Eine Besonderheit der Börse ist ihr Schwesterdienst eToroX, eine eigenständige Börse, die sich an professionelle Trader und Institutionen wendet. Weil wir uns aber an Menschen wenden, die mit dem Traden erst beginnen, hier nur unser erster Eindruck: eToro hat ihre Profi-Plattform gut versteckt; das Angebot ist nicht ganz einfach zu finden. Die Exchange ist für Anfänger deutlich zu komplex aufgebaut und selbst Profis werden ihre Schwierigkeiten haben, die zugrunde liegenden Abläufe zu verstehen. Dazu kommt, dass die beiden Applikationen (eToro und eToroX) auch nicht miteinander kommunizieren bzw. verbinden lassen, sondern lediglich den gleichen Login nutzen.
Sicherheit: Alle Sicherheitsfeatures vorhanden
Diese Erklärungen, zusammen mit dem Hinweis auf die bestehende Zwei-Faktoren-Authentifizierung sind etwas dürftig, zumal die Antwort auf die Frage, in welcher Höhe die Einlagensicherung existiert, den Anleger im Zweifel mehr interessiert als das Niveau der beteiligten Banken. Die kryptischen Abkürzungen beziehen sich auf die Finanzaufsichtsbehörden der USA, Zypern und Australien. Gerade die USA haben eine sehr strikte Finanzaufsicht. In Zypern gilt europäisches Recht mit hohen Sicherheitsstandards. Somit können sich Anleger auf ein hohes Sicherheitsniveau verlassen.
Zudem sind die Einlagen mit 20.000 Euro je Kunde/Konto versichert. Die Versicherung greift im Fall der Insolvenz von eToro. Zusätzlich sind die Einlagen mit bis zu einer Millionen Euro über eine Versicherungspolice von Lloyd’s of London abgesichert. Insgesamt können wir eToro umfassende Sicherheitsmaßnahmen attestieren.
Bewertung der Börse im Netz: extreme Unterschiede zwischen Kunden und Fachleuten
Vergleicht man die Bewertungen diverser Fachmagazine mit den Online-Bewertungen von Kunden so fällt einmal mehr auf, wie stark die Profi- von der Publikumsmeinung abweicht. Während die Fachleute durch die Bank begeistert von eToro sind, bewerten die Kunden die Börse ungleich kritischer. Die schlechten Noten resultieren aus dem Service und dem praktischen Umgang mit der Seite, während die Experten eher Faktoren wie Einlagensicherheit, die Funktionalitäten oder die Usability der Seite unter die Lupe nehmen.
Welche Seite hat nun Recht? Beide- oder keine, je nach Standpunkt und Erwartung. Aus diesem Grund ist es so schwierig, aus den heterogenen Bewertungen ein einheitliches Fazit zu ziehen. Wir haben es da leichter, denn wir beurteilen die Exchange aus der Sicht eines Einsteigers und kommen zu folgendem Ergebnis:
Fazit: für Anfänger weniger geeignet
Es gibt eToro als Börse, eToroX als professionelle Tradingplattform und die Wallet eToro Money. Betrachten wir nur eToro, so haben wir eine Exchange, die durchaus ihre Berechtigung hat. Über 2000 verschiedene Assets, dazu eine gut strukturierte Webseite, die alle notwendigen Funktionen zum Handel mitbringt, dazu auf Deutsch übersetzt ist und deren Servicemitarbeiter ebenfalls Deutsch sprechen, sprechen für sich.
Dazu kommen die starken Sicherheitsmerkmale sowie die spannende Copytrading-Funktion. Da enden allerdings die positiven Aspekte, denn die Plattform ist keine reine Kryptobörse. Sie ist dann gut, wenn man sein Portfolio mit Kryptos diversifizieren möchte. Ein Anfänger aber, der auf eine gute Führung von Beginn an angewiesen ist, sollte sich besser an eine Börse halten, die genau auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Pro
- Social Media-Funktionen, Copytrading
- Service auf Deutsch
- Hohes Sicherheitsniveau
Con
- Intransparente Kostenstruktur
- Börse nicht komplett für die Belange von Krypto-Tradern konzipiert
- geringe Menge an gehandelten Kryptos
- komplizierte, langsame Auszahlungen