Passen Kryptos in die Gamingwelt?

6. Februar 2024 | Gaming | Update: 06/02/2024

Long Story Short

Gamer werden oft für Menschen gehalten, die kritiklos jede neue Technologie begrüßen. Dass dies nicht der Fall ist, zeigt das Beispiel der Blockchain-Games, gegen die Vorbehalte bestehen. Da die Spiele jedoch in dem Maß an Bedeutung gewinnen, wie die Blockchain über die Kryptomärkte hinaus neue Technologien anstößt, lohnt sich ein Blick auf die neue Art des Gamings.
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Timur Kozmenko | Pixabay

Was macht das Blockchain-Gaming aus?

Alle Spiele, denen die Blockchain zugrunde liegt, haben eine Reihe von Aspekten gemeinsam. Die Assets, die die Gamer erwerben, werden auf der Blockchain als NFTs erzeugt. Dadurch sind die Eigentumsrechte klar definiert. Die Gegenstände können frei gehandelt, gekauft oder verkauft werden. Das Spielprinzip Play to Earn (P2E) schließlich macht den größten Unterschied zu konventionellen Konzepten. Während bei „Play to Pay“ der Spieler die Spielesoftware kaufen muss, um sie zu besitzen, ist bei „Free To Play“ das Spiel kostenlos, um aber spürbar schnelle Erfolge zu erzielen, muss der Spieler In-App-Käufe durchführen. Beim Play to Earn kann er seine Spielerfolge monetarisieren, er erhält als Belohnung Kryptos. Ob dieser Anreiz mittel- oder langfristig den Unterschied machen wird, wird sich noch erweisen müssen.

Ein kurzer Blick in eine kurze Geschichte

Wie das gesamte Feld der Kryptowährungen ist auch das Blockchain-Gaming ein recht junges Phänomen. Mit der Entwicklung der Blockchain und des Bitcoins erschienen bereits 2010 erste rudimentäre Spiele wie „Bitcoin Adventure“, bei dem Spieler Bitcoin-Belohnungen erhielten, wenn sie Aufgaben lösen konnten. Aber erst als Ethereum eine prominente Rolle einnahm und die NFTs im Jahre 2017 boomten, erkannten einige Spieleentwickler das Potenzial der Blockchain. Die Spiele, die seit diesen Meilensteinen entwickelt wurden, decken die gesamte Bandbreite des Gamings ab, von Kartensammelspielen bis zu Adventures mit komplexen Grafiken und offenen Welten. Spiele mit dezentralen Ökonomien sind durch die Verwendung von dApps und Smart Contracts typisch für dieses Spielekonzept. Einige der bekanntesten Beispiele für Blockchain-Spiele sind CryptoKitties, Axie Infinity, The Sandbox und F1® Delta Time. Illuvium ist ein starker Newcomer, dessen aktuelle Beta derzeit spielbar ist. Das Spiel muss, geht es um das Niveau der Spielwelt, der Story und Gestaltung, keine Vergleiche scheuen.

Beispiel für Ökonomien, die aus der Spielwelt in die reale Welt hinüberreichen

Axie Infinity ist ein Paradebeispiel für die Chancen und Risiken des P2E-Prinzips. Die Spieler können in der AI-Welt (Lunacia) niedliche, animeartige Monstren züchten und handeln, dazu parzelliertes, virtuelles Land erwerben. Die Transaktionen werden in der In-Game-Währung AXS getätigt. Hier kommen wir zum spannenden Punkt, in dem gleichzeitig alle Chancen und Risiken des P2E offenbar werden. Axies wurden zu Hochzeiten des Krypto-Booms für sechsstellige Summen gehandelt. Der AXS erreichte ein im November 2021 ein Allzeithoch von 165 EUR.

Zuvor wurde im Februar dieses Jahres ein virtuelles Grundstück für umgerechnet ca. 1,4 Millionen EUR. Das vietnamesische Entwicklungsstudio Sky Mavis kam im Boomjahr 2021 auf eine Bewertung von drei Milliarden USD. Aber, wie es im Englischen so schön heißt, „what goes up, must come down“. So hat der anhaltende Bärenmarkt des Jahres 2022 die Axie-Welt entzaubert. Der Wert des AXS fiel bis heute (Anfang 02/23) auf rd. elf USD. Alle relevanten Daten von der Marktkapitalisierung bis zum Wert des Unternehmens, von den Nutzerzahlen ganz zu schweigen, verschlechterten sich rapide.

Auswirkungen über die Spielwelt hinaus

Nun ist der Niedergang einer Kryptowährung genauso eine Folge der Volatilität der Märkte wie auch Boomzeiten. Das ist bei einer jungen Technologie, die eine gewisse Nervosität schon in den Genen trägt, eigentlich normal. Allerdings ist der Fall hier anders gelagert. Während des Bullenmarktes, ungefähr ab 2019, etablierte sich das Spielen von Axie Infinitie in einigen südostasiatischen Ländern als Einkommensquelle für breite Schichten der Bevölkerung.

Dabei konnten die Gamer durch das P2E größere Umsätze erzielen, als sie in ihren konventionellen Berufen verdient hätten. In der Pandemie war die Möglichkeit, Einkünfte auch im Lockdown zu generieren, für viele Menschen auf den Philippinen ein Rettungsanker. Allerdings sind die Gewinne durchs Gamen selbst im Allzeithoch bescheiden. Auch, wer acht Stunden am Tag vor dem Bildschirm sitzt, konnte am Ende des Monats wenig mehr als 600 - 700 EUR erlösen. Entsprechend pulverisiert wurden die bescheidenen Einkommen durch die Bärenmärkte im Jahr 2022. Derzeit sind die Spiele weit davon entfernt, eine seriöse Einkommensquelle zu sein.

Übrig bleibt eine Frage: Inwieweit könnten Blockchain Games die Spielwelt verändern?

Blockchain-Spiele haben bei allen Kritikpunkten ein großes Potenzial, die Welt der Spiele zu verändern.

Kontrolle über Eigentum in einer dezentralisierten Ökonomie:
Die Ethereum-Blockchain, deren dApps und Smart Contracts schaffen eine dezentrale Ökonomie, die Gamer zu tatsächlichen Eigentümern ihrer Assets macht. Diese Kontrolle ist gegenüber den anderen Spielkonzepten wie Pay to Play oder Free to Pay ein echter Fortschritt. Bei In-App-Käufen beispielsweise liegen die Gegenstände so lange im Zugriff des Spielers, wie das Spiel vertrieben wird oder online ist. Bei P2E erlischt das Eigentumsrecht nicht. Dieses Prinzip basiert auf NFTs (Non-Fungible Tokens): Sie ermöglichen Spielentwicklern, nicht duplizierbare digitale Werte zu schaffen.

Sponsoring:
Durch die Verwendung der Blockchain können Nutzer andere Spieler oder Teams unterstützen, indem sie ihnen Kryptos zur Verfügung stellen. Diese Form des Kredits ist als Lending aus der dezentralen Finanzwelt bekannt. So könnte ein neues Modell für die Finanzierung von Spielen entstehen, das unabhängiger von konventionellen Finanzierungsquellen ist.

Dezentrale Spielserver:
Einige Blockchain-Games nutzen dezentrale Server, die eine Abhängigkeit von der Spieleindustrie verringert und höhere Sicherheit sowie Transparenz für Spieler garantiert.

Fazit: Sind die Blockchain-Games die nächsten Gamechanger?

Die Frage lässt ohne Einschränkungen nicht mit Ja oder Nein beantworten. Sicher, in Zeiten der Bullenmärkte stand AXS bei über 160 USD, der Höhenflug der NFT trieb absurde Blüten. Heute, nach mehreren Bärenmärkten, nach Pleiten und betrügerischem Bankrott von FTX hat sich das uneingeschränkte Vertrauen in die Idee einer dezentralen, digitalen Währung als Alternative zum konventionellen Währungssystem abgekühlt. Sicher ist, der Markt wird sich erholen, auf welchem Niveau, ist noch die Frage.

Aber ist P2E ein derartiger Anreiz, dass die Spieler Stunden vor dem Monitor verbringen, um kleine finanzielle Anreize zu erspielen? Auch das wird sich zeigen. Ein wesentlicher Vorteil gegenüber den herkömmlichen Spielkonzepten liegt aber in den Eigentumsrechten, die durch die Blockchain niemals strittig sein können. Die Gefahr von Abzocke ist so minimiert. Und wer weiß, vielleicht lösen steigende Kurse und hohe Verkaufserlöse bei den NFTs einen neuen Boom aus. Eines immerhin ist sicher: Das Prinzip Play to Earn ist gekommen, um zu bleiben.